- Nach den Waldbränden in Los Angeles unterzeichnete Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom einen Exekutivbefehl zur Aussetzung von Umweltvorschriften beim Wiederaufbau. Die Änderungen sollen städtische Wohnprojekte von Umweltprüfungen ausnehmen und Städten die Erhöhung der Wohnungsdichte erleichtern. Trotz gelockerter Vorschriften schreitet der Wiederaufbau in Los Angeles aufgrund von bürokratischen Hürden und hohen Kosten nur langsam voran. Das California Environmental Quality Act wird oft als Hemmschuh für Bauprojekte angesehen, stellt jedoch selten eine Hürde für den Wiederaufbau von Einfamilienhäusern dar. Neben rechtlichen Hürden stehen teure Baumaterialien, Fachkräftemangel und zögerliche Versicherungen dem Wiederaufbau im Weg.
Nach den verheerenden Waldbränden in Los Angeles im Januar, die als einige der schlimmsten in die Geschichte eingegangen sind, war eine der ersten Reaktionen von Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom das Unterzeichnen eines Exekutivbefehls zur Aussetzung von Umweltvorschriften beim Wiederaufbau. Dieser Schritt zielte darauf ab, den Beschränkungen des California Coastal Act und des California Environmental Quality Act (CEQA) entgegenzuwirken, um den Wiederaufbau zu beschleunigen. Jedoch weckte diese Maßnahme Bedenken bei Wohnungsbauaktivisten, insbesondere in Bezug auf langfristige Umweltverträglichkeit. Im selben Monat lancierte Newsom weitere Reformen, die vorsehen, städtische Wohnprojekte größtenteils von Umweltprüfungen auszunehmen und Städten die Anhebung der Wohnungsdichte durch Änderungen an den Zonengesetzen zu erleichtern.
Neue Wege im Wohnungsbau
Trotz der gelockerten Vorschriften gestaltet sich der Fortschritt im Wiederaufbau in Los Angeles schleppend. Bis zum 7. Juli beantragten nur wenige Menschen in brandgeschädigten Gebieten den Wiederaufbau ihrer Häuser, und weniger als 200 Anträge erhielten bisher eine Genehmigung, berichtet die Los Angeles Times. Im Durchschnitt benötigt die Stadt Los Angeles etwa 55 Tage, um einen Wiederaufbau nach einem Brand zu genehmigen, im größeren Los Angeles County dauert es noch länger. Einige Bürger, so wie sie es erleben, sind möglicherweise entmutigt durch den zeitaufwändigen Prozess, erzählte Elisa Paster, eine erfahrene Anwältin im Bereich Baurecht, die diese Geduld herausfordernde Bürokratie.
CEQA: Fluch oder Segen?
Einer der am häufigsten angeführten Hemmschuhe des Wiederaufbaus ist das California Environmental Quality Act, das ursprünglich eingeführt wurde, um mögliche Umweltschäden durch Bauprojekte zu evaluieren. Kritiker sehen darin ein Werkzeug, das häufig genutzt wird, um neue Bauprojekte in wohlhabenden Gemeinden zu verhindern. Dennoch stellt CEQA in der Regel keine Hürde für den Wiederaufbau von Einfamilienhäusern nach Bränden dar, erklärt Matthew Baker, Politikdirektor der Planning and Conservation League. Er weist darauf hin, dass die Mehrzahl der Projekte, die eine CEQA-Prüfung erfordern, letztendlich grünes Licht erhalten, viele ohne vorherige juristische Anfechtung.
Kosten, die den Wiederaufbau verlangsamen
Die Herausforderungen beim Wiederaufbau enden jedoch nicht bei den gesetzlichen Vorgaben. Teure Baumaterialien und der Mangel an Arbeitskräften treiben die Kosten in die Höhe. Kalifornien sieht sich ohnehin mit einigen der höchsten Lebenshaltungskosten des Landes konfrontiert, verschärft durch Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt. Die Versicherungsansprüche von Hausbesitzern, die ihre Häuser verloren haben, müssen oftmals gegen zögerliche Versicherungsunternehmen durchgesetzt werden. Zudem haben Versicherer begonnen, ihre Dienste in brandgefährdeten Gebieten einzustellen, was betroffene Hausbesitzer vor große Herausforderungen stellt. Ohne Versicherungsschutz erhalten viele keine Finanzierungen für den Wiederaufbau, was zu einem schleichenden aber entscheidenden Hindernis wird.
Im Angesicht dieser Vielzahl an Problemen zeigt sich, dass die richtigen Antworten auf die Herausforderungen der zukünftigen städtischen Planung nicht nur in der Lockerung von Vorschriften liegen können. Vielmehr sind umfassendere Ansätze gefragt, die sich mit den sozialen und wirtschaftlichen Realitäten sowie den besonderen lokalen Gegebenheiten in Kalifornien auseinandersetzen. Die nachhaltige Balance zwischen Umweltverträglichkeit und Bebauungsfreiheit bleibt der Schlüsselfaktor für einen zukunftsorientierten Wohnungsbau.