- Am 27. August wurde Sabir Malik in Haryana Opfer einer brutalen Attacke durch sogenannte “Kuh-Milizionäre”. Instagram wird von diesen Gruppen genutzt, um Gewalt zu verbreiten und Unterstützung zu mobilisieren. Der CSOH-Bericht identifiziert über 1.000 Instagram-Profile, die mit “Kuh-Milizionären” in Verbindung stehen. Trotz Millionen Views der Gewaltvideos versagte Meta darin, diese Inhalte angemessen zu filtern. Die Darstellung dieser Gewaltakte auf Social Media ermöglicht es “Kuh-Milizionären”, neue Mitglieder anzuwerben.
Am 27. August ereignete sich im indischen Bundesstaat Haryana ein tragischer Vorfall: Sabir Malik, ein Wanderarbeiter, fiel einer brutalen Menschenmenge zum Opfer. Mindestens zehn Hindu-Männer lockten ihn aus seinem Haus und verprügelten ihn zu Tode. Der Grund? Sie verdächtigten Malik, ein Muslim, Rindfleisch konsumiert zu haben. Doch dieser Verdacht spielte kaum eine Rolle: Die Täter waren sogenannte “Kuh-Milizionäre,” eine Gruppe von Hindu-Nationalisten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Hindu-Vorherrschaft gegenüber Minderheiten, insbesondere Muslimen, mit Gewalt durchzusetzen.
Verbreitung der Gewalt in sozialen Medien
Laut einem Bericht des Center for the Study of Organized Hate (CSOH), exklusiv an WIRED weitergegeben, wird Instagram, ein von Meta betriebenes soziales Netzwerk, zunehmend als Plattform von Kuh-Milizionären genutzt, um ihre gewalttätigen Taten zu verbreiten und sogar Finanzmittel zu mobilisieren. Raqib Hameed Naik, Gründer von CSOH, äußerte, dass Meta in die Verbreitung dieser extremistischer Praktiken verwickelt sei. Zwischen Februar und August 2024 identifizierte CSOH über 1.000 Instagram-Profile, die mit Kuh-Milizionären in Verbindung stehen. Etwa 30 Prozent dieser Accounts teilen Inhalte, die physische Gewalt gegen Muslime im Rindergeschäft zeigen.
Einige der von CSOH überprüften Videos zeigen wilde Autoverfolgungsjagden auf indischen Autobahnen, bei denen Kuh-Milizionäre versuchen, Lkw mit Kühen zu stoppen. Andere sind noch drastischer und zeigen wie Turbulente Männer auf Muslime losgehen, die sie des Kuhschlachtens bezichtigen. Eine der Aufnahmen zeigte drei verängstigte muslimische Männer im Kofferraum eines Autos, während ein weiteres Video ein älterer muslimischer Mann mit einem Knüppel geschlagen wird. Diese Aufnahmen erhielten massive Aufmerksamkeit, ohne eine Meta-Benachrichtigung für grafische Inhalte.
Folgen für Meta und die Gesellschaft
Die CSOH untersuchte 121 Instagram-Beiträge mit gewaltsamen Inhalten, die insgesamt über 8,3 Millionen Mal angesehen wurden. Trotz der deutlichen Gewaltdarstellungen waren diese Inhalte nicht mit Metas Filter für grafische Inhalte versehen. 53 Profile, die gewalttätige Inhalte posteten, waren sogar geeignet, über das Monetarisierungsprogramm von Instagram Einnahmen zu erzielen. Die Möglichkeit, dass Anhänger den gewaltverherrlichenden Aktivitäten finanziell beisteuern, betont die Dringlichkeit des Problems, so Naik.
Meta reagierte bis Oktober unzureichend auf Berichte über 167 solcher Posts. Laut einem Sprecher erlaubt Meta keine Inhalte, die gewalttätige oder hasserfüllte Ereignisse glorifizieren, aber die Umsetzung ihrer Regeln bleibt fraglich. Besonders alarmierend ist die fehlende Entfernung von Beiträgen mit extremer Gewalt. Fragen, ob Meta Kuh-Milizionäre als Teil hasserfüllter Gruppen betrachtet, blieben unbeantwortet.
Aktuelle Entwicklungen und politische Hintergründe
Die Verehrung der Kuh ist im Hinduismus tief verwurzelt, was zu Konflikten mit nicht-hinduistischen Minderheiten führt, die keine religiösen Beschränkungen beim Rindfleischkonsum haben. Unter der Regierung von Narendra Modis Partei, die 2014 an die Macht kam, mit der Unterstützung der Hindutva-Ideologie, hat die Gewalt gegen Muslime zugenommen. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht deutet darauf hin, dass 22 Prozent der kommunalen Gewaltakte zwischen 2019 und 2024 durch Kuh-Milizionäre motiviert waren.
Laut Angana Chatterji von der Universität Berkeley ermöglicht die öffentliche Darstellung dieser Gewaltakte auf Plattformen wie Instagram den Milizionären, neue Mitglieder zu gewinnen und Unterstützer zu mobilisieren. Die Bedrohung, die von solchen Aufrufen ausgeht, soll Minderheiten einschüchtern und zum Schweigen bringen, während die Strafverfolgung teilweise gar nicht oder nur verzögert eingeschritten ist. Metas mögliche Verwicklung in diese Entwicklungen und das damit verbundene Versäumnis, ihre Sicherheitsrichtlinien durchzusetzen, wecken Bedenken, ob finanzielle oder politische Interessen die Prioritäten des Unternehmens beeinflussen.