- Tiere als Überbringer von Warnhinweisen
- Überwachung und Schutz vor Wilderei
- Weniger Genetik, mehr “Kultur”
Die Minisender warnen vor Naturkatastrophen
Hansi wollte nicht weg. Spät im September schloss sich der Jungstorch einigen Nachzüglern an und verließ sein ostdeutsches Brutgebiet. Aber statt nach Afrika zu fliegen, wie die anderen Störche, flog er nach München. Von Bayern aus flog er mit artfremden Reihern direkt über die Alpen und landete schließlich in Altötting. Im Ötztal machte er kehrt und begab sich auf eine ungewöhnliche Reise, bei der er sich schließlich in Äthiopien verlor. Dies überraschte Biologe Martin Wikelski, der 40 Störche mit Minisendern ausgestattet hatte, um ihre Bewegungen zu verfolgen. Die Daten der Minisender liefen anfangs noch über ein Mobilfunknetz, aber seit 2019 sammeln Satelliten Bewegungsdaten von “besenderten” Tieren.
Tiere als Überbringer von Warnhinweisen
Ein Beispiel ist die Kuh Bertha, die vor einem Erdbeben von 6,6 auf der Richter-Skala in den Abruzzen massive Unruhe zeigte. Die ganze Herde war Stunden vor dem Erdbeben aktiv, und auch vor den Nachbeben reagierten ihre Tracker mit erhöhter Aktivität. Dies lässt vermuten, dass die Tiere ionisierte Luft spüren. Des Weiteren zeigten Ziegen am Ätna bergab ungewöhnliches Verhalten, bevor der Vulkan ausbrach. Diese ungewöhnlichen Reaktionen der Tiere könnten in Zukunft als Frühwarnsystem für Naturkatastrophen dienen.
Überwachung und Schutz vor Wilderei
Des Weiteren bieten die Minisender die Möglichkeit, Tiere vor Wilderei zu schützen. Elefanten und Nashörner im südafrikanischen Kruger-Nationalpark werden vor dem “Taggen” mit Pfeilen aus dem Hubschrauber sediert, um sie zu schützen. Die Sender ermöglichen es den Forschern, das Verhalten der Wilderer zu analysieren und somit die Tiere zu schützen. Dies bietet einen erheblichen Erkenntnisfortschritt für die Biologie.
Weniger Genetik, mehr “Kultur”
Die Biologie kann sich erstmals auf einzelne Individuen statt nur auf Arten fokussieren, was einen tiefen Einblick in das Verhalten der Tiere ermöglicht. Dies verändert das Verständnis der Tierwelt, da sich die Tiere aufgrund ihrer kulturellen Erfahrungen verhalten, anstatt genetisch programmierte Instinkte zu haben. Dies zeigt, dass Tiere über kulturelle Fähigkeiten verfügen, die nicht auf ihre DNA zurückzuführen sind. Das Buch “The Internet of Animals” von Martin Wikelski gewährt einen faszinierenden Einblick in diese revolutionäre Forschung und ihre Auswirkungen auf die Biologie.