- Quora hat mit Poe eine Plattform entwickelt, die Nutzern ermöglicht, Artikel hinter Paywalls herunterzuladen, was als Urheberrechtsverletzung gesehen wird. WIRED konnte mithilfe von Poe Artikel von bedeutenden Publikationen wie The New York Times und Bloomberg Businessweek abrufen. Ein Medienmanager berichtet von identifizierten Zugriffen durch Quora-Bots nach der Übermittlung von Artikel-URLs an den Poe-Chatbot. Verlage haben rechtliche Schritte gegen die KI-Industrie eingeleitet, wobei The New York Times und Forbes Urheberrechtsverletzungen durch KI-Unternehmen vorwerfen. Die aggressive Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte durch Poe hat zu rechtlichen Auseinandersetzungen geführt und sorgt in der Medienbranche für Unruhe.
Quora hat mit Poe eine Plattform ins Leben gerufen, die es Nutzern ermöglicht, mithilfe von KI-basierten Chatbots HTML-Dateien von Artikeln herunterzuladen, die hinter einer Paywall liegen. Wenn Sie beispielsweise die URL eines WIRED-Artikels über den AI-Suchdienst Perplexity, der einen ihrer Artikel plagiiert, in den Assistant-Bot eingeben, erhalten Sie eine detaillierte Zusammenfassung und eine 1-MB-Datei mit einer HTML-Kopie des gesamten Artikels. Diese Datei kann direkt von den Poe-Servern heruntergeladen werden.
Verletzung des Urheberrechts
WIRED konnte auf diese Weise auch Artikel von The New York Times, Bloomberg Businessweek, The Atlantic, Forbes, Defector und 404 Media abrufen. Dies stellt ein weiteres Beispiel für den laxen Umgang der KI-Industrie mit dem Urheberrecht dar, was bestehende Geschäftsmodelle im Journalismus untergräbt. James Grimmelmann, Professor für Digital- und Informationsrecht an der Cornell University, erklärt dies als klare Urheberrechtsverletzung, da Kopien auf eigenen Servern erstellt werden. Quora vergleicht Poe jedoch mit einem Cloud-Speicherdienst.
Als der Assistant-Bot aufgefordert wurde, den Inhalt einer Testseite meines Kollegen Dhruv Mehrotra zusammenzufassen, lieferte er keine Zusammenfassung, sondern eine HTML-Datei. Laut den Serverprotokollen der Website besuchte ein Server, der sich als “Quora Bot” identifizierte, unmittelbar nach der Eingabe der URL die Seite.
Reaktionen der Journalismusindustrie
Ein bekannter Medienmanager, der anonym bleiben möchte, berichtete, dass seine Publikation ebenfalls Zugriffe von Quora-Bots beobachtete, nachdem Artikel-URLs an den Poe-Chatbot übermittelt wurden. Diese Prompts lieferten oft den vollständigen Text der Artikel. Autumn Besselman, eine Sprecherin von Quora, erklärte per E-Mail, dass Poe keine eigenen KI-Modelle trainiere und betonte, dass der Dienst lediglich als eine Art Speicherfunktion agiere. Andreessen Horowitz, der Poe finanziell unterstützt, äußerte sich nicht zu den Vorwürfen.
Adam D’Angelo, Mitbegründer von Quora, erläuterte in einem Interview, dass Poe und Quora sich ähnlich wie Facebook und Facebook Messenger entwickeln könnten. Ziel sei es, mehr menschliche Aspekte von Quora in Poe zu integrieren. Der Assistant-Bot von Poe sei von der Firma Anthropic angetrieben, jedoch könne jeder Kunde mit Zugang zur API diese Modelle nach Belieben einsetzen.
Rechtliche Entwicklungen
Verlage haben bereits rechtliche Schritte gegen die KI-Industrie eingeleitet. Die New York Times und Forbes beispielsweise werfen verschiedenen KI-Unternehmen Urheberrechtsverletzungen vor. Charlie Stadtlander, ein Sprecher der New York Times, betonte, dass das Kopieren oder Scrapen von Inhalten ohne schriftliche Genehmigung verboten sei. Auch Tom Ley, Mitinhaber und Chefredakteur von Defector, äußerte sich äußerst kritisch gegenüber Poe und bezeichnete die Tätigkeit der Chatbots als Diebstahl.
Auf Poe können Nutzer eine Vielzahl von Chatbots auswählen, die verschiedene große Sprachmodelle und spezialisierte Funktionen anbieten. Der Assistant-Bot, der scheinbar auf dem Claude-Modell von Anthropic basiert, ist die Standardoption. Diese Bots nutzen von Quora-Crawlern gesammelte Textinformationen, um HTML-Dateien der Artikel zu erstellen, die heruntergeladen werden können und funktional einem PDF entsprechen.
Die aggressive Herangehensweise von Poe und Quora an die Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte sorgt in der Medienbranche für erhebliche Unruhe und hat bereits zu mehreren rechtlichen Auseinandersetzungen geführt. Ob diese Dienste in ihrer aktuellen Form bestehen bleiben, hängt nun von den rechtlichen Entwicklungen und der Anpassung der Geschäftsmodelle der betroffenen Verlage ab.