- Sommerzeit stellt für nicht arbeitende Jugendliche eine Herausforderung dar, da sie oft in die digitale Welt abtauchen und Erwachsene besorgt über die Bildschirmnutzung sind. Einige Bundesstaaten und Familien ergreifen Maßnahmen wie schulfrei Handylverbote und bildschirmfreie Zonen zuhause. Digital-Detox-Camps bieten einen teuren, aber strukturierten Ausweg aus der Bildschirmabhängigkeit, mit therapeutischer Unterstützung und Kursen zur finanziellen Bildung. Teilnehmer zeigen anfangs Widerstand gegen die Camps, entwickeln aber mit der Zeit eine positive Gruppendynamik durch geteilte Herausforderungen. Jugendliche erkennen langfristig die manipulativen Ziele von Technikunternehmen und manche kehren zurück, um anderen bei der Rehabilitation zu helfen.
Sommerzeit kann für Jugendliche, die nicht arbeiten, eine besondere Herausforderung darstellen: Die Temperaturen steigen, die Langeweile nimmt zu, und anstatt sich in soziale Interaktionen zu stürzen, zieht es viele Heranwachsende in die digitale Welt. Ob es das endlose Scrollen durch soziale Medien, intensive Gaming-Sessions oder das pausenlose Streamen von Inhalten ist – es gibt eine Vielzahl von Aktivitäten, die auf dem Bildschirm stattfinden. Doch während fast die Hälfte der US-amerikanischen Jugendlichen angibt, nahezu rund um die Uhr online zu sein, wächst bei den Erwachsenen die Besorgnis, wie man sie von den Bildschirmen weglocken kann. Aus diesem Grund etablieren Familien zu Hause bildschirmfreie Zonen. Darüber hinaus verbieten einige Bundesstaaten Handys in Schulen und eine neue Art von Sommercamps taucht auf: sogenannte Digital-Detox-Camps. Diese können bis zu 2.000 Dollar pro Woche kosten und versprechen, die Teilnehmer in diesem Sommer ganz ohne Geräte auszukommen zu lassen.
Digitaler Entzug im Camp
Der Gründer und Leiter eines solchen Camps beschreibt, wie das Programm Jugendliche dazu zwingt, ihre Geräte gegen traditionelle soziale Interaktionen einzutauschen. Anders als herkömmliche Sommerlager wird hier jedoch Wert auf therapeutische Unterstützung gelegt: Vor Ort stehen Therapeuten bereit, die auf Bildschirmabhängigkeit spezialisiert sind. Außerdem belegen die Jugendlichen Kurse zur finanziellen Bildung. Interessanterweise zeigt sich, dass ein Großteil der Teilnehmenden bei der Ankunft wenig begeistert ist und soziale Defizite aufweist. Viele kommunizieren nur in Abkürzungen, meiden Blickkontakt und ziehen es vor, Gespräche online oder per Text zu führen.
Herausforderungen und Erfolge
Die Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren, meist Jungen mit Gaming-Affinität und Mädchen, die von sozialen Medien angezogen werden, stehen dem Camp anfangs skeptisch gegenüber. Ein bemerkenswerter Zwischenfall zeigt, wie widerwillig einige sind: Ein Teilnehmer unternahm einen Ausbruchsversuch und wurde von der Autobahnpolizei geschnappt, nachdem er ein Stück weit zu Fuß gegangen war. Ein anderer ging sogar in den Hungerstreik. Oft versuchen sie, die Auflage mit mehreren, geschmuggelten Handys zu umgehen. Doch jenseits der ersten, schwierigen Phase gedeiht bei vielen eine subtile Gruppendynamik: Die Abneigung gegen die Camp-Auflagen und die Distanz zu den Eltern schweißt unfreiwillig zusammen.
Tagesablauf und Transformation
Der Tagesrhythmus in diesem Camp unterscheidet sich radikal von dem, was viele Teenager gewohnt sind. Statt nächtelang wach zu bleiben und ungesunde Snacks zu konsumieren, werden die Jugendlichen früh geweckt und nach einem durchgetakteten Plan gelebt. Um 21:30 Uhr begeben sie sich in ihre Schlafräume, um bis 22:00 Uhr die Lichter auszumachen. Mit einem Weckruf um 6:30 Uhr beginnt der neue Tag. Diese Umstellung stellt für die meisten zunächst eine große Herausforderung dar, insbesondere für jene, die zu Hause ein Einzelzimmer haben und wenig gewöhnt sind, in unmittelbarer Gesellschaft anderer zu leben. Doch schon bald schafft dieser Engpass überraschende Team-Bande, fast so, als ob das gemeinsame “Leiden” eine Brücke der Gemeinsamkeit errichtet.
Langfristige Auswirkungen
Neben den traditionellen Camp-Aktivitäten wie Strandausflügen und Kursen zur finanziellen Bildung, zeigt sich vor Ort immer wieder die Erkenntnis, dass Technikunternehmen nicht dem persönlichen Vergnügen dienen, sondern das Ziel haben, Zeit und Geld der Nutzer auszuschöpfen. Eine triste Erkenntnis, die die jungen Menschen mitnehmen. Erfreulich ist jedoch, dass einige der Jugendlichen freiwillig zurückkehren – nicht weil sie wieder in alte Verhaltensmuster zurückgefallen sind, sondern um anderen zu helfen. Sie streben danach, neuen Teilnehmern zu zeigen, dass man von der Bildschirmabhängigkeit rehabilitiert werden kann, dass es sich lohnt, den Sommer auch offline zu erleben. So entsteht eine neue Kultur der gegenseitigen Unterstützung und des Verstehens abseits der digitalen Welt.