- Texas wurde von heftigen Regenfällen getroffen, besonders Kerr County mit 107 Toten. Extremwetterlagen und unzureichende Warnsysteme führten zur Tragödie in Texas. FEMA-Karten sind oft unvollständig und beeinflussen die Risikoeinschätzung. Politische Maßnahmen sind erforderlich, um Bauvorschriften zu verschärfen und Risiken zu minimieren. Der Bedarf, nahe am Wasser zu leben, setzt Menschen weiterhin Gefahren aus.
Der Schrecken saß tief, als Texas anfang des Monats von heftigen Regenfällen heimgesucht wurde. Insbesondere Kerr County verzeichnete verheerende Verluste, mit 107 Toten, darunter viele Kinder im Camp Mystic. Trotz der geografischen Entfernung könnte man leicht glauben, dass solche Katastrophen nicht überall passieren könnten. Doch die Realität ist eine andere, wie es die vergangenen Ereignisse deutlich zeigen. Extremwetterlagen, verursacht durch den Klimawandel, ein unzureichendes Warnsystem, das steigende Wassermassen nicht schnell genug ankündigen konnte, sowie die Nachlässigkeit beim Bauen in potentiell gefährdeten Gebieten – all diese Faktoren trugen maßgeblich zur Tragödie bei. Sie sind nicht nur in Kerr County ein Problem, sondern könnten auch an vielen anderen Orten vergleichbare Szenarien verursachen.
Klimatische Bedrohung weltweit
Robert Freudenberg, Vizepräsident der Energie- und Umweltprogramme der Regional Plan Association, warnt: “Kerr County ist ein extremes Beispiel dafür, was überall passieren kann”. Denn obwohl die FEMA Karten zu Hochrisikogebieten bereitstellt, stehen weiterhin Millionen von Immobilien in solch gefährlichen Zonen. In Louisiana beispielsweise befinden sich ganze 23 Prozent aller Gebäude in einer Hochwasserzone. Zahlen, die alarmieren sollten. Trotz dieser Risiken bleibt das Bedürfnis nahe am Wasser zu leben ungebrochen, ein Drang, der Menschen immer wieder in Gefahr bringt. “Wir müssen erkennen, wo die Grenzen sind”, mahnt Freudenberg.
Grenzen der aktuellen Karten
Ein weiterer, wesentlicher Teil des Problems liegt in der Unvollständigkeit und Beeinflussbarkeit der FEMA-Karten. Diese umfassen oft nur Hauptflüsse und Sturmflutgebiete, während städtische Überschwemmungen und starke Regenfälle häufig unberücksichtigt bleiben. Jeremy Porter, Leiter der Klimafolgenforschung bei der First Street Foundation, hebt hervor, dass durch diese Lücken in der Kartierung Menschen oftmals unbewusst in hohem Risiko leben. First Streets alternative Modelle zeigen, dass bundesweit mehr als doppelt so viele Menschen von einer 100-jährigen Flut bedroht sein könnten als durch FEMA ausgewiesen. Besonders betroffen sind höher gelegene, gebirgige Staaten, die oft nicht im Fokus stehen.
Politische Trägheit als Bremse
Die politische Bereitschaft, grundlegende Änderungen herbeizuführen, fehlt bislang. Besondere Strenge ist vonnöten, wenn es darum geht, Bauvorschriften in stark gefährdeten Gebieten zu verschärfen. Bis dahin könnte es viele weitere Orte geben, die das Schicksal von Kerr County teilen. Rob Moore, Direktor des Wasser- und Klimateams beim Natural Resources Defense Council, betont die Notwendigkeit politischer Initiativen, um nicht nur Hochwasserrisiken zu minimieren, sondern auch andere durch den Klimawandel bedingte Bedrohungen wie Waldbrände oder Küstenerosion zu bewältigen.