- Das Nahrungssystem ist oft undurchschaubar, was Bewegungen wie „Vom Bauernhof auf den Tisch“ fördert. Pflanzenbasierte Alternativen benötigen technologischen Durchbruch, um geschmacklich zu überzeugen. 3D-gedruckte Lebensmittel bieten innovative Strukturen, enttäuschen jedoch oft im Geschmack. Geschmack und Technologie sind entscheidend für die Akzeptanz pflanzenbasierter Produkte. Essen sollte primär Freude bereiten und dann auch in seiner Produktion gewürdigt werden.
Die meisten von uns wissen nicht, wie unser Essen tatsächlich hergestellt wird. Wir haben kaum eine Ahnung, was unser Burger gefressen hat, als er noch Teil einer Kuh war, wo diese Kuh lebte oder wie sie starb. Ähnliches gilt für den Weizen im Brot oder die Blätter im Salat. Für uns bleibt das Nahrungssystem weitgehend ein undurchschaubares Konstrukt. Diese Entfremdung ist eines der Gründungsprinzipien, warum Bewegung wie „Vom Bauernhof auf den Tisch“ so erfolgreich ist. Sie versucht, die Verbindung zu unsern Lebensmitteln wiederherzustellen und zu bedenken, was alles an Wasser, Emissionen, Arbeit und Pflege in unsere Mahlzeiten fließt. Ein Konzept, das ich durchaus unterstütze.
Verborgene Details der Essensproduktion
Es gibt jedoch einen Bereich, wo ich weniger über die Herstellung unserer Nahrung hören möchte: pflanzenbasierte Alternativen zu tierischen Produkten. Ich bin überzeugt, dass wir solche Alternativen brauchen, aber manchmal sehe ich alt-protein Unternehmen, die sich zu stark auf den Herstellungsprozess konzentrieren – denken Sie an Begriffe wie Faser-Spinning oder Luftfermentation – und dabei den Geschmack zu vergessen scheinen. Ja, die Technikbegeisterung rund um Essen kann faszinierend sein, aber am Ende bleibt die Frage: Schmeckt es? Als mir jemand anbot, eine Reihe von 3D-gedrucktem Fleisch zu probieren, war ich nicht sonderlich beeindruckt. Doch dann dachte ich, vielleicht benötigt pflanzenbasiertes Fleisch wirklich einen technologischen Durchbruch. Und sind wir ehrlich: Eine 3D-gedruckte Steak ist durchaus faszinierend.
Pflanzenbasierte Innovationen im Detail
Arik Kaufman, der Geschäftsführer von Steakholder Foods aus Israel, erklärt, dass pflanzenbasierte Fleischprodukte mehr als nur ein Trend sein sollten. „Sie müssen ein Produkt essen, das Sie begeistert“, betont er. Aus Interesse ließ ich mir eine Auswahl an pflanzenbasierten Fleischprodukten zuschicken. Darunter waren 3D-gedruckte Weißfischfilets, Filets und marmorierte Steaks. Einige kamen in eine medizinische Transportbox, gefüllt mit Trockeneis, von dem sich mein Küchenbereich rasch in einen Nebel hüllte. Die Idee hinter dem 3D-Druck von Lebensmitteln ist es, köstliche Strukturen zu schaffen, erklärt Kaufman. Die Drucker seines Unternehmens können sowohl Fisch als auch Fleischstücke mit einer Mischung vorgefertigter Zutaten drucken.
Garantierter Genuss
Ich befolgte die Zubereitungshinweise und bestrich das Weißfischfilet mit Öl, um es dann 10 Minuten bei 180°C zu rösten. Das Resultat war zu meiner Überraschung eher dürftig. Die Fischstruktur erinnerte mehr an Mousse denn an festes Filet. Auch das 3D-gedruckte Filetsteak enttäuschte in puncto Geschmack, denn es besaß keinerlei Tiefe oder Umami. Ähnlich erging es dem marmorierten Steak, welches trotz vielversprechender Optik flach in Geschmack blieb. Beide Steaks hatten Funktionalität, wenn dies das einzige Kriterium wäre. Doch bringt uns das Nahrungsmitteltechnologie tatsächlich weiter?
Essen sollte Freude machen
Einige fürchten, dass mittelmäßige Erlebnisse mit pflanzenbasierten Produkten den Enthusiasmus schmälern. Kaufman hingegen sieht das Gegenteil. “Wenn eine Firma etwas verändert, kann sie den gesamten Sektor voranbringen”, meint er. Dennoch, meine Erfahrungen mit nicht 3D-gedruckten Optionen waren überzeugender. Vielleicht sind Geschmacksinnovation und Technik der Schlüssel, um Menschen dazu zu bewegen, tierische Produkte durch pflanzenbasierte Alternativen zu ersetzen. Letztendlich muss Nahrung vor allem eines: uns erfreuen. Erst dann können wir würdigen, wie sie hergestellt wird.