- Mars durchlebt aufgrund seiner Rotationsachse und Umlaufzeit deutlich längere Jahreszeiten als die Erde. Die dünne Marsatmosphäre führt bei steigenden Temperaturen zu explosiven Phänomenen, da gefrorenes Wasser und Kohlendioxid direkt sublimieren. NASA-Aufnahmen zeigen Lawinen und Eruptionen, die Kohlendioxid, Sand und Staub in die Atmosphäre schleudern. Der Frühling auf der Mars-Südhalbkugel offenbart spinnennetzartige Araneidoformen, deren Entstehung noch erforscht wird. Starke Frühlingswinde formen die Marslandschaften, wie die beeindruckende Chasma Boreale, durch den Corioliseffekt.
Mars, ähnlich wie die Erde, durchlebt durch die Neigung seiner Rotationsachse um etwa 25 Grad vier Jahreszeiten. Doch während ein Marsjahr etwa 687 Erdtage umfasst, sind seine Jahreszeiten deutlich länger als die auf unserem Planeten. Am 12. November 2024 endete das vierjährige Quartett der nördlichen Hemisphäre des Mars. Die Ankunft des Frühlings auf dem Roten Planeten zeigt sich jedoch als weniger sanft. Gemäß der Marsforscherin Selina Diniega vom Jet Propulsion Laboratory entfachen die dort herrschenden Phänomene förmlich explosives Potential: Die dünne Marsatmosphäre sorgt dafür, dass gefrorenes Wasser und Kohlendioxid bei steigenden Temperaturen unmittelbar vom festen in den gasförmigen Zustand übergehen, was einen sehr dynamischen Frühling zur Folge hat.
Explosion der Marslandschaften
Aufnahmen der NASA-Marsrekonnaissance-Orbiter zeigen eindrucksvoll diese stürmische Ankunft der neuen Saison. Auf einem Bild fällt ein 20 Meter langes Kohlendioxid-Eisstück von einer Klippe. Die steigenden Temperaturen im Frühjahr lassen Eis reißen und brechen, was zu häufigen Lawinen führt. Dank des Orbiters, der Mars seit fast zwei Jahrzehnten beobachtet, können wir dramatische Szenen festhalten, berichtet Diniega. Diese spezifische Aufnahme stammt aus dem Jahr 2015. Trifft Sonnenlicht auf das Kohlendioxid-Eis, durchdringt es das gefrorene Material und erwärmt den Boden darunter, wodurch das nächstgelegene Eis direkt in Gas sublimiert. Der Druck des Gases steigt, bis eine Eruption erfolgt, die Kohlendioxid, Sand und Staub in die Marsatmosphäre schleudert.
Phänomenale Spinnenfelder und saisonale Winde
Der Frühling im Mars-Südhalbkugel offenbart eindrucksvolle, spinnennetzartige Landformen. Diese sogenannten Araneidoformen, einige über einen Kilometer hinwegspannend, entstehen durch Prozesse, die bislang nicht vollständig verstanden sind. Ein JPL-Projekt versucht, die hiesigen Temperaturen und Druckverhältnisse nachzubilden, um diese Vorgänge zu enträtseln. Frühjahrswinde tragen ebenfalls zur einzigartigen spiralförmigen Strukturation der Nordpolkappe von Mars bei. Diese Verzerrung ist auf den Corioliseffekt zurückzuführen, der die Richtung der Winde krümmt. Im Kraftspiel dieser starken Frühlingswinde, lange Schluchten im Wesen der Spirale betonend, erheben sich Marslandschaften zu epischer Größe. Die eindrucksvolle Chasma Boreale steht mit einer Länge des Grand Canyon, aber einer Tiefe bis zu zwei Kilometern, im Vordergrund.
Im Frost erwachender Sanddünen, die während der kalten Krallen der Nachtstation verstarren, zeigt sich eine verwandtschaftliche Silhouette zu irdischen Wüsten. Sinkender Frost erweckt durch steigende Temperaturen und führt die Sanddünen erfolgreich zurück ins tänzerische Spiel der Winde. Die Ankunft des Marsfrühlings präsentiert sich als sehr aktives und sogar “explosives” Ereignis, hebt Diniega hervor. Man kann sich die Geräuschkulisse des knallenden und explodierenden Materials auf der Marsoberfläche nur lebhaft vorstellen.