- Die formale Tagesordnung der FCC wirkte unauffällig, doch Pressefragen brachten Kontroversen um Brendan Carrs Untersuchungen gegen medienkritische Organisationen hervor. Carr untersucht CBS aufgrund eines von Trump kritisierten Interviews, was zu Diskussionen über politische Beeinflussung führte. Carr deutete an, dass der Entzug von Sendelizenzen möglich sei, was Bedenken hinsichtlich der Pressefreiheit aufkommen lässt. Kritik an Carrs Ansatz kommt sowohl von demokratischen als auch von ultrakonservativen Kreisen, die Eingriffe in die Medienfreiheit fürchten. Ein parteiübergreifender Brief ehemaliger FCC-Kommissare warnt vor einer Instrumentalisierung der Kommission zur Sprachunterdrückung.
Die formale Tagesordnung der Federal Communications Commission (FCC) in dieser Woche wirkte auf den ersten Blick eher unauffällig, mit Themen wie Satellitenbreitband, einer Lizenzierungsstruktur für das untere 37-Gigahertz-Spektrum und neu vorgeschlagenen Regeln zur Blockierung von Robocalls. In der geübten Art dieser Regierungsschau sprachen die Kommissare, es wurde einstimmig über Vorschläge abgestimmt, und der von Donald Trump ernannte Vorsitzende Brendan Carr führte die Sitzung, obwohl sein Auftreten recht forsch wirkte. Man könnte meinen, dass trotz der neuen Regierung alles beim Alten geblieben ist bei der FCC.
Aufmerksamkeit durch Pressefragen
Doch die gewohnte Routine wurde durch die Fragen der Presse auf der regulären Q&A-Runde unterbrochen. Hier wurden Carrs jüngste Entscheidungen ins Visier genommen, beispielsweise seine Untersuchungen gegen Nachrichtenorganisationen, die Berichte ausgestrahlt hatten, die Donald Trump missfielen. Besonders hervorzuheben ist die Untersuchung, die Carr gegen CBS eingeleitet hat. Anlass war die Bearbeitung eines Interviews von “60 Minutes” mit Kamala Harris. Trotz fehlender Beweise für journalistisches Fehlverhalten forderte Trump, dem Sender die Lizenz zu entziehen. Dies geschah alles vor der Rückkehr Trumps an die Macht, und die damalige FCC-Vorsitzende Jessica Rosenworcel wischte die Anfragen beiseite. Sie betonte, dass die Behörde keine Lizenzen wegen politischer Unzufriedenheit entzieht.
Politik und Medien im Fokus
Mit Carrs Ernennung im Januar aber wurde der Fall aus der Versenkung geholt und einer erneuten Untersuchung unterzogen. Dabei schien die Leitlinie von Trump, Regierungsbeamte dürften die freie Meinungsäußerung nicht unrechtmäßig einschränken, wenig Bedeutung zu haben. Carrs Antwort auf Fragen zu CBS lautete vielsagend: “Alle Optionen bleiben auf dem Tisch”, inklusive der drastischen Maßnahme des Entzugs der Sendeerlaubnis. Er deutete auch an, dass weitere Netzwerke, die über den Fall eines fälschlicherweise abgeschobenen legalen Einwanderers berichteten, ähnliche Konsequenzen zu fürchten hätten. Die Begründung basierte darauf, dass diese Netzwerke einen privilegierten Zugang zu öffentlichen Funkfrequenzen hätten und ihr Inhalt daher im öffentlichen Interesse liegen müsse.
Kritik an Carrs Ansatz
Dieses Vorgehen zeigt, dass “öffentliches Interesse” hier offenbar als Synonym für alles verstanden wird, was Trumps Zustimmung findet. Die FCC kann zwar bei nachweislicher “Meinungsverzerrung” Sanktionen verhängen, jedoch fallen der CBS-Fall und die Berichterstattung über Abschiebungen keineswegs in eine solche Kategorie. Anna Gomez, das verbleibende demokratische Mitglied der Kommission, hob hervor, dass dies ein Werkzeug der Verwaltung sei, um die Medien zu zensieren und Kritiker zu bestrafen. Auch innerhalb konservativer Kreise gibt es Besorgnis über Carrs Ansatz. So forderten im März einige ultrakonservative Akteure Carr auf, das Verfahren einzustellen, da es als übermäßiger Eingriff gelten und zukünftigen FCCs als unwillkommener Präzedenzfall dienen könnte.
Die Tragweite regulatorischer Entscheidungen
Wie kamen wir in diese Lage? Carrs Hintergrund lässt darauf schließen, dass er ein umsichtiger Leiter der Agentur hätte sein können. Nach Jahren als Rechtsberater wurde er 2017 Kommissar und 2023 unter Joe Biden wiederernannt. Als langjähriger Republikaner hätte man erwartet, dass er konservative Positionen vertritt, wie etwa den Kampf gegen Netzneutralität. Doch selbst bevor Trump ihm den Vorsitz übertrug, driftete Carr zunehmend in eine extreme Richtung. In der Rolle als Vorsitzender hat Carr nun eine Plattform, insbesondere beim Thema Zensur.
Einschränkungen der FCC und strategische Manöver
Eine Ironie in Carrs Strategie ist, dass er die FCC in einer Zeit mit geringeren Befugnissen leitet. Trump hatte im Februar eine Regelung unterzeichnet, die unabhängige Behörden wie die FCC einschränkt und ihm selbst mehr Macht verleiht. Trotz dieser Beschränkungen behält Carr seine Einflussmöglichkeiten, da schon allein die Ankündigung von Untersuchungen Medienunternehmen verunsichern kann. Thomas Wheeler, ehemaliger FCC-Vorsitzender, sieht darin eine effektive Methode der Einschüchterung ohne formale Entscheidungen. Dies zeigt sich in der Untersuchung gegen CBS, hinter der sich strategischer Druck verbergen könnte, etwa im Kontext geplanter Fusionen.
Appell zur Wahrung der Pressefreiheit
Die Befürchtungen hinsichtlich der Beschneidung der Pressefreiheit führten im März zu einem Brief eines parteiübergreifenden Zusammenschlusses ehemaliger FCC-Kommissare gegen die CBS-Untersuchung. Darin wird gewarnt, dass die Nichtabweisung der Beschwerde suggerieren würde, die Kommission sei zu einem Werkzeug der von der Regierung gelenkten Sprachunterdrückung geworden. Diese Entwicklungen unterstreichen das Bedürfnis, wachsam zu bleiben und die Rechte der Medien sowie die freie Meinungsäußerung zu schützen.