- Die Serie Andor kehrt am 22. April auf Disney+ mit einer finalen Staffel zurück. Andor zeichnet sich durch die Erkundung faschistischer Machtstrukturen ohne moralische Bevormundung aus. Die Dynamik zwischen Cassian Andor und seinen Gegenspielern verleiht der Serie zusätzliche Spannung. Ein ungelöstes Geheimnis aus der ersten Staffel betrifft den Verbleib von Cassians Schwester. Vorsicht ist geboten, damit die Serie nicht in bekannte Franchise-Fallen gerät.
Am 22. April kehrt das herausragendste Werk innerhalb der Star Wars-Reihe auf Disney+ zurück. Die Serie, die von Tony Gilroy kreiert wurde, und deren Faszination für das Spiel der Mächte in diktatorischen Systemen, Aufstand und politischem Radikalismus die erste Staffel markant machte. Diese vielschichtige Erzählung, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben, zog die Zuschauer unweigerlich in ihren Bann. Jetzt gilt es, in der finalen Staffel genau das zu fokussieren, was die Serie so einzigartig macht, ohne in die allgegenwärtigen Fallen der großen Franchise-Welten zu geraten.
Die formlosen Mächte des Imperiums
Ein herausragendes Merkmal der Serie Andor ist ihr Talent, zügig durch verschiedene, miteinander verwobene Geschichten zu reisen, ohne sich zu ergötzen. Die erste Staffel beginnt mit der Rekrutierung von Cassian Andor, einem unbedeutenden Draufgänger vom Planeten Ferrix, der in einen kühnen Raub auf einem von der totalitären Galaktischen Imperium beherrschten Stützpunkt involviert wird. Aber der stärkste Teil der Staffel ist losgelöst von diesem ersten Abenteuer und entfaltet sich in drei grundlegend von Beau Willimon geschriebenen Episoden, dem Schöpfer von House of Cards.
Der kluge Zug dieser Folgen besteht darin, dass Cassian es schafft, nach einem erfolgreichen Raubzug ohne Folgen davonzukommen, um dann fast sofort für ein Verbrechen verhaftet zu werden, das er nicht begangen hat. Diese Verhaftung und seine anschließende Inhaftierung in einem schwebenden Arbeitslager auf Narkina 5 tragen entscheidend zur Entwicklung des Serienuniversums bei. Das System entlarvt die Grausamkeit des Imperiums eindrucksvoll. Die zufällige Willkürlichkeit faschistischer Macht wird betont, als Cassian nicht für seine tatsächlichen Vergehen gefasst wird. Genau jene Seite des Imperiums sollten wir in Staffel 2 verstärkt erleben — nicht die rachsüchtigen, effektiven Schurken der originalen Star Wars-Reihe, sondern eine gleichgültige, anonym-ungefähre eiserne Macht, die uns im realen Leben begegnen könnte.
Neue Dynamiken und Spannungen
Ein spannendes Element für die kommende Staffel könnte eine romantische Wiedervereinigung zwischen Cassian und seiner alten Flamme Bix Caleen sein, die darstellerisch von Adria Arjona verkörpert wird. Aber vielleicht ist das bedeutend komplexere und spannendere Moment die sorgfältig und beinahe verstörende Nähe zwischen den beiden Hauptantagonisten der Serie, Imperial-Sicherheitschef Dedra Meero und dem untergeordneten Funktionär Syril Karn. Karn, einst stellvertretender Inspektor für die Pre-Mor-Behörde, wurde wegen Übereifer entlassen. Meero klettert unterdessen die Karriereleiter des ISB hinauf dank ihrer unerbittlichen Jagd nach dem rebellischen Cassian. Die Staffel 1-Finale, die in einem beklemmend intimen Moment mündet, deutet an, dass diese gemeinsame Feindeseigenschaft nicht das einzige sein wird, was sie miteinander teilen.
Meero trägt alle realen Machtmittel, doch Karn ist wie Cassian ein Nichts, ein Niemand, der durch die brutalen Realitäten der Galaxie radikalisiert wurde. Staffel eins meisterte es grandios, unkonventionell Sympathien für Meero und Karn zu wecken. Während ihrer erbarmungslosen Überzeugungen machen Darstellungen von Helden und Bösewichten die Serie beachtlich. Sollte die zweite Staffel diesen Ansatz fortsetzen, wird die Wirkung sicherlich verstärkt und durch die Zusammenstellung von Karn und Meero zusätzlich an Spannung zunehmen.
Fadenenden und Fortführungen
In der zweiten Staffel bleibt ein zentrales Geheimnis ungelöst: der Verbleib von Cassians Schwester, Kerri. Sie scheint bei der Katastrophe auf Kenari ums Leben gekommen zu sein. Doch ich bleibe gespannt, ob sie womöglich in einer überraschenden Wendung zurückkehren wird. Die Geschichte könnte auch dazu genutzt werden, um kritisch die Entführung von Cassian durch die sammelnde Maarva zu hinterfragen, die später zu seiner Ersatzmutter wird.
Vorsicht vor Franchise-Fallen
In Staffel 2 kehrt Ben Mendelsohn als Orson Krennic zurück. Sein Kommen wirft sowohl Neugier als auch Besorgnis auf, da die Serie sich zwischen eigenständigem Narrativ und dem, was bereits in Rogue One etabliert ist, bewegen muss. Um jedoch nahtlos in die Star Wars-Welt integriert zu bleiben, muss Andor eine eigenständige Geschichte erzählen, die sich trotz aller Anleihen zum Franchise behaupten kann. Es bleibt zu hoffen, dass Krennic nicht nur als Vorläufer eines zukünftigen Übels inszeniert wird, sondern mit seinen Handlungen in dieser Staffel tatsächlich überzeugt.
Andor verfolgt einen einzigartig packenden Erzählstil, der nicht nur in bekannten Bahnen verläuft, sondern neue Wege im Star Wars-Universum zu beschreiten wagt. Mit Spannung wird das Wiedersehen am 22. April erwartet, bei dem gleich mehrere neue Episoden bereitstehen, um die Zuschauer mitzunehmen auf eine Reise zwischen Konflikt und Revolution.