- Goldmedaillen-Kontroverse beim 100-Meter-Freistil-Schwimmen der Männer 1960 zwischen John Devitt und Lance Larson. Zeitnahme im Schwimmen erfolgte durch drei Stoppuhren pro Bahn; Entscheidung durch Hauptkampfrichter Hans Runströmer. Einführung von berührungssensiblen Platten durch Omega, um menschliche Fehler zu vermeiden. Modernste ührungssensiblen Platten, Zielkameras und Bewegungssensoren erfassen präzise Daten im Wettkampf. Swiss Timing nutzt Künstliche Intelligenz zur Datenanalyse und in Echtzeit-Rennverlaufserstellung für Olympia 2024.
Am 27. August 1960 in Rom wurde eine der umstrittensten Goldmedaillen verliehen. Beim 100-Meter-Freistil-Schwimmen der Männer erzielten sowohl der australische Schwimmer John Devitt als auch der Amerikaner Lance Larson die gleiche Endzeit von 55,2 Sekunden. Nur Devitt ging mit der Goldmedaille nach Hause. Die Zeitnahme im Schwimmen erfolgte durch drei Stoppuhren pro Bahn, deren Durchschnitt berechnet wurde. Bei einem seltenen Patt entschied ein Hauptkampfrichter, in diesem Fall Hans Runströmer aus Schweden. Trotz Larsons technisch gesehen geringfügig schnellerer Zeit entschied sich Runströmer für Devitt.
Entwicklung der Zeitnahmetechnologie
Diese Kontroverse führte bis 1968 dazu, dass Omega berührungssensible Platten für das Ende der Schwimmbahnen entwickelte, damit die Athleten selbst die Zeit stoppen konnten, um menschliche Fehler zu vermeiden. Alain Zobrist, Leiter der 400 Mitarbeiter starken Abteilung von Omega, die für die Zeitmessung, Messung und Verfolgung fast aller Sportarten zuständig ist, kennt viele solcher Geschichten. Im Jahr 2024 wird die elektronische Startpistole beispielsweise mit einem Lautsprecher hinter jedem Athleten verbunden, weil in Rennen mit versetzten Bahnen wie beim 400 Meter Lauf, Athleten in der entferntesten Bahn den Startschuss einen Bruchteil später hörten und so im Nachteil waren.
Moderne Technologie im Sport
Als in den 1940er Jahren erstmals Zielkameras verwendet wurden, dauerte es fast zwei Stunden, um eine Entscheidung zu treffen, weil man zuerst die Aufnahmen entwickeln musste. Heute kann Omegas neues Gerät bis zu 40.000 digitale Bilder pro Sekunde aufnehmen, wodurch die Juroren in wenigen Minuten eine Entscheidung treffen können. Das Ziel von Swiss Timing ist es schon lange nicht mehr, einfach nur ein Rennen zu stoppen. Das Unternehmen erzählt die “Geschichte” des Rennens. „Wir erzählen die Geschichte des Rennens, nicht nur das Ergebnis“, sagt Zobrist. Für die Olympischen Spiele in Paris 2024 bietet diese „Geschichte“ deutlich mehr Handlungsstränge.
Beispiele hierfür sind die Einführung von Bewegungssensoren in der Kleidung der Athleten im Jahr 2018. Diese Sensoren erfassen nicht nur die Distanz, sondern auch Schrittzahl, Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung und Abbremsen sowie Rückenwind. Im Schwimmen können sie die Anzahl der Schläge überwachen. Einige 2000 Datenpunkte werden von einem Monitor, der 12 Gramm wiegt, innerhalb weniger als einer Zehntelsekunde übertragen. Diese Daten können dann an Trainer und Athleten weitergegeben werden, um als Trainingswerkzeug zu dienen.
Intelligente Datenanalyse
Für Paris verwendet Swiss Timing natürlich Künstliche Intelligenz (KI), um diese Daten in Echtzeit zu analysieren. So kann ein Rennverlauf erstellt werden, der nicht nur den Teilnehmenden, sondern auch in sozialen Medien und von Rundfunkanstalten genutzt werden kann. Die größte Neuerung ist die Fähigkeit, historische Daten zu verwenden. „Man kann nun Daten aus früheren Rennen eingeben und damit Vorhersagen über die Leistung eines Athleten treffen“, sagt Zobrist. KI kann jetzt Einzelleistungen analysieren und diese mit anderen vergleichen. Swiss Timing wird in der Lage sein, die Favoriten viel genauer zu identifizieren, ihre Leistung während des Rennens zu verfolgen und zu analysieren und die Gründe, warum ein bestimmter Athlet gewonnen oder verloren hat, an jedem Punkt des Wettkampfs nachzuzeichnen.
Doch abgesehen von verbesserten Grafiken und genauerer Datenanalyse ist vielleicht die beeindruckendste Innovation, was Zobrist und sein Team mit Körperbildkameras machen können. Als die Körperbilderkennung vor vier Jahren eingeführt wurde, waren die Visualisierungen noch primitiv. Heutzutage hat Swiss Timing „Computer Vision“: Einzeln- oder Mehrkamerasysteme, die Bilder in KI-Modelle für jede Sportart einspeisen, um vollständig realistische Körper zu erzeugen.