- Kolibris passen sich bemerkenswert an das urbane Leben an und zeigen anatomische Veränderungen. Forscher haben beobachtet, dass die Fortpflanzungsmuster der Anna-Kolibris durch künstliche Futterstellen beeinflusst werden. Diese Vögel entwickeln längere und größere Schnäbel, um besser an städtische Nahrungsquellen zu gelangen. Die Geschwindigkeit der evolutionären Veränderungen ist beeindruckend und fand innerhalb weniger Jahrzehnte statt. Diese Anpassungen zeigen die Kraft der Evolution und die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Natur.
Kolibris, jene winzigen Aviatoren der Lüfte, haben begonnen, sich bemerkenswert an das urbane Leben anzupassen. Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass einige Arten anatomische Veränderungen durchlaufen, um besser in den von Menschen geschaffenen Umgebungen zu gedeihen. Insbesondere haben Forscher beobachtet, dass die Fortpflanzungsmuster der Anna-Kolibris (Calypte anna) in Nordamerika von den vermehrten künstlichen Futterstellen beeinflusst werden. Diese Vögel, deren Schnäbel traditionell lang und schmal sind, um Nektar aus tiefen Blüten zu saugen, zeigen nun eine Evolution in Richtung längerer und größerer Schnäbel. Dies erleichtert ihnen den Zugang zu den zuckerhaltigen Tränken, die mittlerweile in städtischen Gärten allgegenwärtig sind.
Anpassung durch Evolution
Diese morphologische Anpassung deutet darauf hin, dass solche Futterstellen mehr Nahrungsressourcen bieten als die klassischen, nektarreichen Blumen. In der Forschung wurden Sichtungsberichte mit Museumsproben aus 160 Jahren verglichen, um Veränderungen im Schnabelaufbau zu analysieren. Die Untersuchung zeigt, dass männliche Exemplare schärfere Schnäbel entwickeln, möglicherweise als Konkurrenzstrategie. In den letzten Jahrzehnten erweiterte sich der Lebensraum dieser Kolibris gen Norden in Kalifornien, zeitgleich mit der urbanen Ausdehnung und der Einführung von Nektar produzierenden Eukalyptusbäumen – beides menschliche Beiträge zur Flora.
Einflüsse menschlicher Aktivitäten
Die Geschwindigkeit, mit der sich diese Veränderungen vollzogen, ist beeindruckend. Die Studie legt nahe, dass zwischen 1930 und 1950 – innerhalb von nur zwei Jahrzehnten – deutliche evolutionäre Entwicklungen stattfanden. Basierend auf Sichteinsätzen aus allen 58 kalifornischen Landkreisen und ergänzenden Museumsanalysen fanden die Forscher heraus, dass Populationen dieser Vögel über zehn Generationen hinweg signifikante Wandlungen erfuhren. Dies zeigt, wie schnell evolutionäre Mechanismen wirken können, wenn Umgebungsparameter, wie assisterte Fütterung und der Anklang neuer Pflanzenarten, eine Rolle spielen.
Vergleichend mit anderen städtischen Fauna wie Stadttauben, die ebenfalls die urbanen Räumen für sich erobert haben, zeigt sich ein Phänomen des Kommensalismus – eine Form von Zusammenleben ohne direktes Schädigungspotential. Ursprünglich aus europäischen Felsregionen stammend, wurden Tauben domestiziert und in neue urbane Zentren eingeführt, wo sie heute fester Bestandteil sind. Was wir von den Kolibris lernen, ist eine anschauliche Schilderung der Kraft der Evolution und wie lebendige Organismen auf die vom Menschen geschaffenen Lebensräume reagieren.


