- Datenzentren, die generative KI antreiben, verbrauchen unerträglich viel Wasser und Strom. Zwei Unternehmer versenken Datenzentren ins Meer, um Kühlung zu verbessern und Energie zu sparen. Wissenschaftler warnen vor ökologischen Folgen durch die Unterwasserkapseln. Behörden fordern Genehmigungen, deren Prozesse lange und teuer sind. NetworkOcean plant trotz regulatorischer Hürden Tests in der Bucht von San Francisco.
Datenzentren, die den Boom der generativen KI antreiben, verschlingen Wasser und verbrauchen Strom in einem Tempo, das als nicht tragfähig angesehen wird. Zwei Unternehmer, die sich vor ein paar Jahren in der Highschool kennengelernt haben, möchten dieses Problem mit einem innovativen Experiment überwinden: Sie versenken die Cloud ins Meer. Sam Mendel und Eric Kim haben ihr Unternehmen NetworkOcean am 15. August aus dem Startup-Beschleuniger Y Combinator gegründet, um innerhalb eines Monats eine kleine mit Computern gefüllte Kapsel in die Bucht von San Francisco zu tauchen.
Revolution in der Computer-Infrastruktur
„Es gibt diese entscheidende Gelegenheit, eine effizientere Computerinfrastruktur zu bauen, auf die wir in den kommenden Jahrzehnten angewiesen sein werden“, sagt Mendel. Die Gründer behaupten, dass die Verlagerung von Datenzentren ins Wasser den Anstieg der Meerestemperatur verlangsamen würde, da weniger Energie verbraucht und das Seewasser zur Kühlung der Kapsel verwendet werden könne, was das interne Kühlsystem ergänze. Laut den Gründern von NetworkOcean würde ein Standort in der Bucht schnelle Verarbeitungsgeschwindigkeiten bieten.
Wissenschaftler, die die hunderte Quadratmeilen brackigen Wassers erforschen, warnen jedoch, dass selbst die geringste Wärme oder Störung durch NetworkOceans Unterwasserkapsel Folgen für die Tierwelt haben könnte. Untersuchungen ergaben, dass NetworkOcean ohne Genehmigungen von wichtigen Regulierungsbehörden seine Tests plant.
Regulatorische Hürden
Die Recherchen führten dazu, dass mindestens zwei Behörden – die Bay Conservation and Development Commission und das San Francisco Regional Water Quality Control Board – NetworkOcean per E-Mail mitteilten, dass Tests ohne Genehmigungen gegen Gesetze verstoßen könnten. Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen, hat aber bereits 2016 für Aufsehen gesorgt, als Microsoft eine unbefugte Servervorrichtung in die Bucht von San Luis Obispo tauchte.
Die aktuelle Kontrolle von Unterwasser-Datenzentren bringt einen Konflikt zwischen innovativen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und bestehenden Umweltschutzgesetzen ans Licht. Genehmigungsverfahren dauern Monate bis Jahre und können Millionen kosten, was den Fortschritt behindert. Befürworter der Gesetze argumentieren, dass dieser Prozess erlaubt, Kompromisse besser abzuwägen.
Projekt und Kontroverse
Mendel und Kim versuchten bereits in der Highschool, ein Unterwasser-Gerät zur erneuerbaren Energieerzeugung zu entwickeln und haben danach andere, nicht-nautikbezogene Projekte verfolgt. Vor etwa einem Jahr baute Mendel einen kleinen Webserver, den er in der Bucht von San Francisco testete. Nach Gesprächen mit Kim entschieden sich die beiden, NetworkOcean zu gründen.
Ihr Pitch besagt, dass Unterwasser-Datenzentren kostengünstiger zu entwickeln und zu warten sind, besonders da die natürliche Kühlung durch das Wasser den Ressourcenverbrauch verringert. NetworkOcean kündigte die Verfügbarkeit von 2.048 H100s an, die KI-Tools ermöglichen sollen. Obwohl generative KI die Notwendigkeit für Unterwasser-Datenzentren erhöht, haben Unternehmen wie Microsoft das Konzept bereits seit Jahren erforscht. Die langfristige Zuverlässigkeit dieser Systeme bleibt jedoch fraglich.
NetworkOcean ist jedoch nicht allein mit diesen Ambitionen. Das 2021 gegründete US-Unternehmen Subsea Cloud betreibt etwa 13.500 Computer-Server an nicht näher bezeichneten Unterwasserstandorten in Südostasien. NetworkOceans Mendel bleibt optimistisch und plant, das angekündigte Experiment in der Bucht durchzuführen, auch wenn es erhebliche regulatorische Hürden gibt.
Potentiale und Herausforderungen
Trotz der Bedenken durch Umweltauflagen und Genehmigungsprozesse arbeitet NetworkOcean weiter an ihrer Unterwasser-Datenkapsel. Mendel betont, dass ihr Test keine nennenswerte Erwärmung des Wassers verursachen wird. Experimente wie das von Microsoft zeigen, dass die Erwärmung minimal sein kann. Langfristige Projekte könnten jedoch eine Genehmigung von mehreren Behörden erfordern, um sicherzustellen, dass die Umweltauswirkungen minimal bleiben und die Technologie nachhaltig ist.
Die San Francisco Bay ist durchschnittlich ein Dutzend Fuß tief und mischt salziges Ozeanwasser mit frischem Einlaufwasser. Experten sind sich nicht sicher, ob die Region für mehr als eine kleine Demonstration geeignet ist. Genehmigungen könnten erfordern, dass Netzwerker zeigen, dass es keinen geeigneten Standort an Land gibt.
NetworkOcean bleibt jedoch entschlossen, ihre Technologie zu testen und weiterzuentwickeln, um den steigenden Bedarf an nachhaltig betriebenen Datenzentren zu decken.