- Die US-Regierung plant 5 Milliarden Dollar für den Ausbau der Ladeinfrastruktur, insbesondere für 500.000 Ladesäulen bis 2030. Das Einfrieren der Mittel könnte Turbulenzen in der Branche verursachen, aber die langfristigen Ziele nicht gefährden. Bundesstaaten sind verantwortlich für die Verwaltung der Ladeinfrastrukturprojekte, während einige bereits erfolgreich Stationen errichtet haben. Nur ein kleiner Teil der Ladeinfrastruktur ist von NEVI-Mitteln abhängig, was die unmittelbaren Auswirkungen begrenzt. Einige Unternehmen wie Ionna planen ohne NEVI-Fördermittel, deutlich mehr Ladepunkte zu errichten.
In der vergangenen Woche hatte die US-amerikanische Bundesregierung die Absicht, 5 Milliarden Dollar für den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge bereitzustellen. Ziel ist der Bau von einer halben Million neuen Ladesäulen in den USA bis 2030. Das Einfrieren der Mittel ist der jüngste Schlag gegen den Elektrofahrzeugsektor und die Automobilindustrie insgesamt, die ohnehin mit Herausforderungen zu kämpfen hat. Bereits in seinem ersten Amtsmonat unterzeichnete Präsident Donald Trump ein Abkommen, das hohe Zölle auf kanadische, mexikanische und andere Importe in Erwägung zog. Diese politischen Bewegungen sorgten für Verunsicherung in der noch jungen Ladesäulenbranche.
Unklare Auswirkungen
Rechtsexperten weisen darauf hin, dass die Entscheidung der Regierung zu erheblichen Turbulenzen in der Branche führen könnte. Doch Branchenbeobachter sind der Meinung, dass das vorübergehende Einfrieren der Fördermittel die Ziele, mehr Menschen zum Umstieg auf Elektrofahrzeuge zu bewegen, nicht langfristig gefährden wird. “Die Industrie ist nicht von diesen Mitteln abhängig”, erklärt Loren McDonald, Chefanalyst bei Paren, einem Unternehmen für Datenanalytik im Bereich EV-Ladetechnik. “Sie bauen die Infrastruktur ohnehin aus.” Die nationale Initiative zur Elektrofahrzeuginfrastruktur (NEVI) zeichnet sich dadurch aus, dass sie zwar vom Bund finanziert, aber von den einzelnen Bundesstaaten verwaltet wird. Diese sind für die Planung der Standortwahl sowie den Vertragsabschluss mit Bau- und Betreiberfirmen verantwortlich.
Einige Bundesstaaten prüfen derzeit noch, welche konkreten Auswirkungen das Einfrieren der Mittel für ihre Projekte hat. Ohio hat bereits 19 Stationen mit NEVI-Mitteln errichtet, ein Drittel der 57 landesweit eröffneten. Die meisten Bundesstaaten scheinen der Meinung zu sein, dass Projekte, für die bereits Verträge abgeschlossen wurden, fortgeführt werden können. Doch ohne weitere Freigabe von Mitteln ist ungewiss, wann neue Projekte beginnen dürfen. Verkehrsminister Sean Duffy räumte ein, dass das vollständige Aus der NEVI-Initiative einen Kongressbeschluss erforderlich machen würde.
Langzeitfolgen
Die aktuelle Verzögerung wird von den meisten Elektrofahrzeugnutzern zunächst kaum spürbar sein. NEVI-geförderte Ladesäulen machen nur einen kleinen Teil der gesamten Ladeinfrastruktur aus, wie McDonald betont. Dennoch könnte die Unsicherheit einige Unternehmen finanziell belasten. Einige Firmen haben ihre Geschäftsstrategien auf große Fördermöglichkeiten wie die von NEVI abgestimmt. “Diese Pause hat definitiv Auswirkungen auf den Rollout der Infrastruktur”, sagt Jeremy Michalek, Professor für Technik und öffentliche Politik an der Carnegie Mellon University, der sich mit Elektrofahrzeugen beschäftigt.
Doch nicht alle Unternehmen sind von NEVI-Mitteln abhängig. Einige, wie Elon Musks Konzern, errichten nur einen Teil ihrer Ladestationen mit diesen Mitteln oder verzichten gänzlich darauf, da sie andere Standorte bevorzugen. Ionna, ein Joint Venture aus acht großen Automobilherstellern, hat keine NEVI-Fördermittel beantragt und plant dennoch, über 1.000 Ladepunkte in diesem Jahr zu eröffnen, mit dem Ziel, bis 2030 insgesamt 30.000 zu errichten. Der Fokus des Unternehmens liegt stärker auf städtischen Gebieten, da hier eine größere Nachfrage erwartet wird.
Langfristig könnte das Einfrieren der Mittel die öffentliche Wahrnehmung von Elektrofahrzeugen stärker beeinflussen als die realen Bedingungen für deren Besitzer. McDonald merkt an, dass die aktuelle Verwirrung eher das eigentliche Ziel der Entscheidung sein könnte: Chaos zu stiften und Schlagzeilen zu generieren.