- Im Jahr 2002 befand sich die künstliche Intelligenz noch in ihrer Winterphase, und das „St. Thomas Common Sense Symposium“ wurde von Marvin Minsky und Pushpinder Singh organisiert, um Wege zu menschenähnlicher KI zu erforschen. Die Finanzierung des Symposiums durch Jeffrey Epstein, dessen fragwürdiger Ruf mittlerweile bekannt ist, wirft einen Schatten auf die Veranstaltung und die Wissenschaftsgemeinschaft. Epsteins Einfluss auf das Symposium zeigt seine Faszination für Wissenschaftler und seine Bereitschaft, in wissenschaftsorientierte Projekte zu investieren, auch wenn seine Motive fraglich waren. Trotz der Bemühungen beim Symposium fanden die entscheidenden Fortschritte der KI-Forschung parallel durch Forscher wie Hinton in Toronto statt. Japans Fortschritte bei Deep Learning und Epstein’s berüchtigter Ruf dominieren den Rückblick auf das Symposium, während seine wissenschaftlichen Beiträge weitgehend unbemerkt blieben.
Im Jahr 2002 befand sich die künstliche Intelligenz noch in ihrer Winterphase. Trotz Jahrzehnten der Bemühung hatten sich die Träume, Computern menschenähnliche Kognition und ein Verständnis der realen Welt zu verleihen, nicht verwirklicht. Auf der Suche nach einem Weg nach vorne traf sich eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern zum „St. Thomas Common Sense Symposium“. Der KI-Pionier Marvin Minsky war die zentrale Figur, begleitet von seinem Schützling Pushpinder Singh. Nach dem Symposium arbeiteten Minsky, Singh und der renommierte Philosoph Aaron Sloman an den Ideen der Gruppe, um menschenähnliche KI zu erreichen. Diese Bemühungen zeugen von den Herausforderungen der frühen KI-Forschung.
Das finstere Erbe des Symposiums
Ein Satz sticht aus den Danksagungen des Papiers hervor: „Dieses Treffen wurde durch die großzügige Unterstützung von Jeffrey Epstein ermöglicht.“ Das Symposium fand tatsächlich auf den Jungferninseln statt, dem Sitz von Epsteins berüchtigtem Inselrefugium. Rückblickend auf dieses Ereignis offenbart sich nicht nur der Stand der KI, sondern auch der fragwürdige Geldgeber des Symposiums. Tragisch für die Technologie- und Wissenschaftsgemeinschaften blieb das schmutzige Erbe zurück. Epstein, dessen Netzwerke unter anderem Bill Gates und Minsky umfassten, wurde intensiv dokumentiert. Virginia Giuffre, eine Überlebende von Epsteins Machenschaften, behauptete, sie sei auf der Insel angewiesen gewesen, mit Minsky intim zu werden. Minsky’s Frau bestritt diese Anschuldigung vehement.
Der Fall Epstein hinterließ in der Welt der Wissenschaft und Technologie einen Makel. Er schlich sich in die inneren Zirkel, finanzierte kleinere Zusammenkünfte mit prominenten Namen. Ein Zugangspunkt zu diesen Kreisen war der Literaturagent John Brockman, dessen Kundenliste bedeutende Wissenschaftler umfasste. Epstein unterstützte Brockmans gemeinnützige, wissenschaftsorientierte Stiftung großzügig. Ein Bekannter, der Epstein gut kannte, erklärte, der Financier sei wahrhaft von Wissenschaftlern fasziniert gewesen. „Ich erlebte ihn als exzentrischen, wohlhabenden Mann, der sich gern mit interessanten Leuten und Wissenschaftlern umgab“, so die Quelle. Epstein selbst verstand offenbar, warum er in diesen Kreisen willkommen war: „In Wissenschaft bin ich kaum mehr als ein Hobbyist, aber Geld verstehe ich.“
Ein Treffen im Zwielicht
Der Schatten Epsteins legt sich dunkel über das Treffen von 2002. Wie es überhaupt zur Veranstaltung kam, bleibt dennoch interessant. Meine Quelle verriet mir den bislang unerzählten Hintergrund: Epstein habe viel von Marvin gehalten und die Gespräche über KI geliebt. In jener Zeit war das Thema wenig beliebt. Eine kleine Fachtagung mit Minsky als Zentrum war die Idee. Ob die Finanzierung des Events tatsächlich aus einer Spende Epsteins für Minsky’s Forschung stammte, bleibt unklar. Letztendlich war es schwierig, die Veranstaltung zu organisieren. Eine frühe Liste möglicher Teilnehmer fehlte an Starpower und musste erweitert werden. Schließlich fand die Zusammenkunft in einem luxuriösen Hotel auf St. Thomas, Jungferninseln, statt.
Eine Erinnerung an diese Tage bleibt: Als die Wissenschaftler auf Epstein’s Insel speisten, wurde gleichzeitig an der Universität Toronto der wahre Umbruch der KI vorbereitet. Hinton und Kollege entwickelten dort die Grundlagen des Deep Learning, essentiell für heutige generative KI. Während Epstein ahnte, dass KI bedeutend sein würde, hinterließ sein dilettantisches Engagement in der Wissenschaft keinen bleibenden Einfluss.
Letztlich werden sowohl das Symposium als auch viele der von Epstein berührten Projekte mehr für ihren unsäglichen Gastgeber bekannt bleiben als für die Ideen, die sie hervorbrachten. Epsteins Fehltritte hingegen hallen bis in die Gegenwart wider.