- Der digitale Humanismus zielt darauf ab, die Kontrolle über Technologie zurückzugewinnen. Die Bewunderung von Maschinen für Effizienz zeigt eine Entfremdung zwischen Mensch und Technik. In der Gig Economy bestehen Arbeitsverhältnisse oft aus prekären und anonymen Strukturen. Ein humanistischer Arbeitsplatz sollte sinnstiftende Tätigkeiten und Mitspracherecht bieten. Der digitale Humanismus strebt danach, das Gleichgewicht zwischen technischem Fortschritt und menschlichen Werten zu bewahren.
Im Gespräch mit dem Bildungsforscher Alexander Schmölz wird die bedeutende Grenze zwischen Mensch und Maschine erörtert. Der Begriff des digitalen Humanismus steht im Raum, ein Konzept, das darauf abzielt, die Kontrolle über die Technologie zurückzuerlangen. Laut Schmölz haben wir die Herrschaft über die digitalen Werkzeuge dort aus der Hand gegeben, wo Maschinen als Vorbild für menschliches Verhalten herhalten. Die Tendenz, Maschinen für ihre Effizienz und Schnelligkeit zu bewundern und als Maßstab für menschliche Handlungen zu nehmen, zeigt die Entfremdung zwischen Technik und Mensch. Besonders kritisch äußert sich Schmölz über die Gig Economy, eine Sphäre des Arbeitsmarktes, die größtenteils aus prekären, kurzfristigen Beschäftigungsformen besteht.
Die Entfremdung in der Arbeitswelt
In der Welt von Plattformen wie Amazon ist Arbeit oft ein anonymer Akt. Vorgesetzte bleiben gesichtslos, Kollegen sind bloß abstrakte Wesen. Die Ausführung von Aufgaben erfolgt auf Anweisung einer künstlichen Intelligenz, die Aufträge ohne menschliche Interaktion zuweist. Diese Entwicklung führt zu einem Verlust an zwischenmenschlichen Erfahrungen und der Bedeutung, die Arbeit bieten sollte. Ein humanistischer Arbeitsplatz, so Schmölz, würde Wert auf sinnstiftende Tätigkeiten legen. Arbeitskräfte sollten an den Produkten und deren Erfolg beteiligt sein, gleichzeitig aber auch ein gewisses Mitspracherecht haben. Das Ziel muss es sein, den elementaren Kern des Menschlichen zu bewahren und zu erkennen, was bleibt, wenn Maschinen verstärkt Verantwortung übernehmen.
Der Weg zum digitalen Humanismus
Um den digitalen Humanismus im gegenwärtigen Zeitalter zu stärken, betont Schmölz die Notwendigkeit, die essenziellen Merkmale der Menschlichkeit zu identifizieren. Es geht darum, zu ermitteln, was der Mensch ist und welche Herausforderungen entstehen, wenn immer mehr Aufgaben von Maschinen übernommen werden. Letztlich soll der Schwerpunkt darauf liegen, das menschliche Element in einer zunehmend digitalisierten Welt wiederzuentdecken und zu kultivieren. An der Grenze zwischen Effizienz und Menschlichkeit steht das Streben, Technik als Werkzeug und nicht als Leitfigur zu sehen, eine Aufgabe, die Gesellschaften weltweit fordert. Der digitale Humanismus bietet einen Denkrahmen, um die Balance zwischen Fortschritt und menschlichen Werten zu wahren.