- Die mürrische Avatarfigur „Behörden Bernd“ entlarvt systemische Missstände und fördert Verständnis für behördliche Herausforderungen. Veränderungen in Behördenstrukturen sind komplex, oft fehlen Partizipationsgefühl und Wertschätzung bei Mitarbeitenden. Innovative Ansätze wie in Herrenberg und Troisdorf zeigen, dass flache Hierarchien und Digitalisierung positive Effekte haben. Verden nutzt humorvolle Instagram-Inhalte, um das Image des öffentlichen Dienstes bei jungen Zielgruppen zu verbessern. Fortschrittliche Ansätze helfen, das festgefahrene Bild von Behörden aufzubrechen und neue Wege im öffentlichen Sektor aufzuzeigen.
„Ich bin offen für Neues, es darf nur nicht anders sein“, lautet ein anschaulicher Ausspruch von „Behörden Bernd“. Diese mürrische Avatarfigur der Initiative „Ehrenbehörde“ verkörpert nicht simple Stereotype, sondern entlarvt systemische Missstände eindrucksvoll. Das Ziel dieser zugespitzten Darstellung ist es, fundiertes Verständnis zu fördern. Die hinter dieser oft widerständigen Haltung verborgen liegenden Problematiken resultieren aus langjährigen Erlebnissen mit gescheiterten Projekten und fehlenden Ressourcen – all das in einer Umgebung, die stetig für die Belange Millionen von Bürgern verantwortlich ist, erklärt Luisa Welink von „Ehrenbehörde“, einer Oldenburger Initiative. Diese fokussiert sich auf die Unterstützung von Behörden in Modernisierungsprozessen.
Schwierigkeiten im Wandel
Veränderungen in behördlichen Strukturen sind alles andere als trivial, bestätigt Luisa Welink. Ihre eigene Erfahrung – ein duales Studium in der Verwaltung – hat ihr aufgezeigt, dass es Mitarbeitenden oft an Partizipationsgefühl und Wertschätzung mangelt. Solche Herausforderungen spiegeln sich auch in ernüchternden Statistiken wider: Bis Anfang 2025 waren lediglich 35 Prozent der Verwaltungsdienste online nutzbar, trotz des Onlinezugangs-Gesetzes, wie das Institut der Deutschen Wirtschaft ermittelte. Hierarchische Trägheit und ein Dschungel aus Regulierungen verstärken diese Problematik. Gleichzeitig sind es die Bürger selbst, die unter langen Wartezeiten und mangelnden Online-Angeboten leiden, was das Image der Behörden zunehmend befleckt.
Positive Beispiele und kreative Ansätze
Dennoch existieren Strahlkraft-Projekte, die innovativ und greifbar sind. So praktiziert die Abteilung für Technik und Grün in Herrenberg eine atypische, selbstorganisierte Betriebsweise ohne hierarchische Führungsstrukturen. Solch flache Hierarchien fördern nicht nur die Produktivität deutlich, sondern ziehen auch qualifizierte Bewerber an. Die Digitalisierung schreitet in Troisdorf mit bemerkenswertem Tempo voran; neunundzwanzig Digitalisierungsinitiativen sind bereits umgesetzt und zahlreiche Dienstleistungen sind jetzt online verfügbar. Und in Frankfurt am Main bringt ein fahrender Sozialbus die Behörde zu den Bürgern, was besonders bei sozial benachteiligten Gruppen Anklang findet.
Innovative Kommunikation mit der Gemeinschaft
Um auch das Image des öffentlichen Dienstes zu wandeln, setzt Verden auf unkonventionelle Methoden: Instagram wird genutzt, um durch humorvolle Inhalte wie Katzenvideos, junge Zielgruppen anzusprechen und deren Interesse auf den öffentlichen Dienst zu lenken. Ivonne Wolfgramm von der Abteilung „Digitale Stadtinformation“ beschreibt, wie der virale Erfolg solchen Inhalten hilft, das Bild des öffentlichen Dienstes aufzufrischen. Doch solche innovativen Ansätze bedürfen des Rückhaltes der Führungskräfte und den Mut zur Veränderung. Auch wenn strukturelle Herausforderungen nicht durch einzelne Akzente beseitigt werden können, so tragen diese fortschrittlichen Beispiele doch dazu bei, das festgefahrene Bild von „Behörden-Bernd“ aufzubrechen und neue Wege im öffentlichen Sektor aufzuzeigen.


