- Wut als lukratives Geschäft? Eine jüngst veröffentlichte Untersuchung des Center for Countering Digital Hate (CCDH) ergab genau das. Seit Beginn des letzten Oktobers verzeichnen Accounts, die anti-jüdische und anti-muslimische Inhalte posten, einen starken Anstieg der Follower auf X. Zudem scheint die Social-Media-Plattform von Werbung zu profitieren, die neben diesen Beiträgen erscheint. Imran Ahmed, der diese Problematik nur allzu gut kennt, hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Profitabilität von Hassinhalten aufzudecken. Schon seit den Ereignissen des 11. September 2001, dem Tag vor seinem 23. Geburtstag, fühlt er sich damit verbunden, wie er mir über Zoom erzählt.
- Ahmeds Familie ist paschtunischer Herkunft, eine der größten ethnischen Gruppen Afghanistans, und auch die Taliban gehören dieser Gruppe an. “Ich dachte, ich muss etwas tun, um die Welt zu verbessern, um dieses tiefe Übel, dieses tiefe Unrecht zu bekämpfen,” erinnert sich Ahmed. So kehrte er ans College zurück und studierte Politik an der Universität Cambridge. Diese akademische Karriere führte ihn später zu einer Rolle als politischer Berater von Hilary Benn, dem damaligen Schattenaußenminister im Parlament. Doch auch das Parlament stellte Ahmed vor diverse Herausforderungen.
- Ein bedeutender Wendepunkt in Ahmeds Leben fand 2016 statt, als die Labour Party für den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union kämpfte. Während die Debatten über den Brexit intensiviert wurden, erlebte die Partei, wie Ahmed sagt, “eine rapide Infiltration des Antisemitismus.” Diese Zeit war von großer Unsicherheit geprägt. Während dieser Phase lancierte die rechtsextreme Partei Britain First eine gefährliche Verschwörungstheorie. Sie behaupteten, die EU würde Muslime und Schwarze importieren, um die weißen Bürger durch eine Vergewaltigungskampagne zu “zerstören.”
- Ahmed berichtet weiter, dass diese Lügen einen erheblichen Einfluss auf das Wahlergebnis hatten, das letztendlich zum Brexit führte. Noch erschütternder war die direkte Verbindung dieser Lügen zum Mord an seiner Kollegin, der Labour-Abgeordneten Jo Cox. “Cox war eine gute Freundin,” sagt Ahmed und hält inne. Es ist spürbar, dass er den Albtraum dieses Tages noch nicht ganz überwunden hat.
- Im Jahr 2019 gründete Ahmed das Center for Countering Digital Hate, um auf die enorme Menge an digital getriebener Desinformation und Hass hinzuweisen. Er sagt, es sei an der Zeit, Technologiekonzerne endlich für den Schaden zur Rechenschaft zu ziehen, den soziale Medien verursachen. Denn, wenn niemand handelt, werden die Konsequenzen katastrophal sein. “Elon Musk verklagte das CCDH,” sagt Ahmed lachend. Musk behauptete, wir hätten den Bericht über den Anstieg rassistischer Begriffe auf Twitter nach seiner Übernahme erstellt. Ahmed erläutert, dass die Verwendung des N-Wortes in der Woche nach Musks Übernahme dreimal so hoch war wie im Jahresdurchschnitt davor.
- Musk habe im Grunde ein Signal an Rassisten, Homophobe und Bigotten aller Art ausgesendet, dass seine Plattform jetzt offen für sie sei. Anstatt die Situation zu beheben, habe Musk sich entschieden, den Überbringer der schlechten Nachrichten zu verklagen. Die Reaktion der Werbekunden auf Musks Strategie sei jedoch eindeutig negativ ausgefallen.
- Für Ahmed und das CCDH ist die erfolgreiche Verteidigung gegen Musks Klage eine Bestätigung ihrer Theorie. “Unsere Aufgabe ist es, Kosten für die Produktion und Verbreitung von Hass sowie die Lügen, die Hass und andere Formen der Desinformation untermauern, zu schaffen,” betont Ahmed. In einem Jahr, das von Wahlen weltweit geprägt ist, sei die Verbreitung von Wahl-Desinformation eine ernste Bedrohung. “Social Media wird von schlechten Akteuren als Waffe genutzt,” erklärt Ahmed weiter. Die Dynamik der Algorithmen auf diesen Plattformen gebe Hass eine unfaire Verbreitung.
- Wir haben es mit einer neuen Ära der Informationskriegsführung zu tun. Sociale Medien bieten eine Umgebung, in der Desinformation sich nicht nur verbreitet, sondern auch floriert. Die Notwendigkeit für Regulierungen sei wichtiger denn je. Länder wie das Vereinigte Königreich und Kanada haben bereits erste Schritte unternommen, während in den USA die Widerstände durch soziale Medienkonzerne massiv sind. Ahmed glaubt jedoch, dass insbesondere das Thema Kinder und deren mentaler Gesundheit das Potenzial hat, den Wandel herbeizuführen.
Wut als lukratives Geschäft? Eine jüngst veröffentlichte Untersuchung des Center for Countering Digital Hate (CCDH) ergab genau das. Seit Beginn des letzten Oktobers verzeichnen Accounts, die anti-jüdische und anti-muslimische Inhalte posten, einen starken Anstieg der Follower auf X. Zudem scheint die Social-Media-Plattform von Werbung zu profitieren, die neben diesen Beiträgen erscheint. Imran Ahmed, der diese Problematik nur allzu gut kennt, hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die Profitabilität von Hassinhalten aufzudecken. Schon seit den Ereignissen des 11. September 2001, dem Tag vor seinem 23. Geburtstag, fühlt er sich damit verbunden, wie er mir über Zoom erzählt.
Ahmeds Familie ist paschtunischer Herkunft, eine der größten ethnischen Gruppen Afghanistans, und auch die Taliban gehören dieser Gruppe an. “Ich dachte, ich muss etwas tun, um die Welt zu verbessern, um dieses tiefe Übel, dieses tiefe Unrecht zu bekämpfen,” erinnert sich Ahmed. So kehrte er ans College zurück und studierte Politik an der Universität Cambridge. Diese akademische Karriere führte ihn später zu einer Rolle als politischer Berater von Hilary Benn, dem damaligen Schattenaußenminister im Parlament. Doch auch das Parlament stellte Ahmed vor diverse Herausforderungen.
Die Herausforderungen im Parlament
Ein bedeutender Wendepunkt in Ahmeds Leben fand 2016 statt, als die Labour Party für den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union kämpfte. Während die Debatten über den Brexit intensiviert wurden, erlebte die Partei, wie Ahmed sagt, “eine rapide Infiltration des Antisemitismus.” Diese Zeit war von großer Unsicherheit geprägt. Während dieser Phase lancierte die rechtsextreme Partei Britain First eine gefährliche Verschwörungstheorie. Sie behaupteten, die EU würde Muslime und Schwarze importieren, um die weißen Bürger durch eine Vergewaltigungskampagne zu “zerstören.”
Ahmed berichtet weiter, dass diese Lügen einen erheblichen Einfluss auf das Wahlergebnis hatten, das letztendlich zum Brexit führte. Noch erschütternder war die direkte Verbindung dieser Lügen zum Mord an seiner Kollegin, der Labour-Abgeordneten Jo Cox. “Cox war eine gute Freundin,” sagt Ahmed und hält inne. Es ist spürbar, dass er den Albtraum dieses Tages noch nicht ganz überwunden hat.
Ein neues Kapitel: Gründung des CCDH
Im Jahr 2019 gründete Ahmed das Center for Countering Digital Hate, um auf die enorme Menge an digital getriebener Desinformation und Hass hinzuweisen. Er sagt, es sei an der Zeit, Technologiekonzerne endlich für den Schaden zur Rechenschaft zu ziehen, den soziale Medien verursachen. Denn, wenn niemand handelt, werden die Konsequenzen katastrophal sein. “Elon Musk verklagte das CCDH,” sagt Ahmed lachend. Musk behauptete, wir hätten den Bericht über den Anstieg rassistischer Begriffe auf Twitter nach seiner Übernahme erstellt. Ahmed erläutert, dass die Verwendung des N-Wortes in der Woche nach Musks Übernahme dreimal so hoch war wie im Jahresdurchschnitt davor.
Musk habe im Grunde ein Signal an Rassisten, Homophobe und Bigotten aller Art ausgesendet, dass seine Plattform jetzt offen für sie sei. Anstatt die Situation zu beheben, habe Musk sich entschieden, den Überbringer der schlechten Nachrichten zu verklagen. Die Reaktion der Werbekunden auf Musks Strategie sei jedoch eindeutig negativ ausgefallen.
Die Folgen des digitalen Hasses
Für Ahmed und das CCDH ist die erfolgreiche Verteidigung gegen Musks Klage eine Bestätigung ihrer Theorie. “Unsere Aufgabe ist es, Kosten für die Produktion und Verbreitung von Hass sowie die Lügen, die Hass und andere Formen der Desinformation untermauern, zu schaffen,” betont Ahmed. In einem Jahr, das von Wahlen weltweit geprägt ist, sei die Verbreitung von Wahl-Desinformation eine ernste Bedrohung. “Social Media wird von schlechten Akteuren als Waffe genutzt,” erklärt Ahmed weiter. Die Dynamik der Algorithmen auf diesen Plattformen gebe Hass eine unfaire Verbreitung.
Wir haben es mit einer neuen Ära der Informationskriegsführung zu tun. Sociale Medien bieten eine Umgebung, in der Desinformation sich nicht nur verbreitet, sondern auch floriert. Die Notwendigkeit für Regulierungen sei wichtiger denn je. Länder wie das Vereinigte Königreich und Kanada haben bereits erste Schritte unternommen, während in den USA die Widerstände durch soziale Medienkonzerne massiv sind. Ahmed glaubt jedoch, dass insbesondere das Thema Kinder und deren mentaler Gesundheit das Potenzial hat, den Wandel herbeizuführen.