- “Captain America: Brave New World” erinnert visuell eher an einen alten Fernseh-Western als an einen modernen Blockbuster. Der Film scheint mehr auf Quantität statt Qualität zu setzen, mit unausgereiften Effekten und einer alltäglichen Inszenierung. Der Erzählstrang basiert auf der Disney+-TV-Serie und integriert weniger gefeierte Figuren aus früheren Produktionen. Neue Charaktere wie der israelische Agent Sabra tragen wenig zur Gesamtstruktur bei. Harrison Fords Präsenz dominiert den Film und überspielt die Leistung von Anthony Mackie.
Der neueste Streifen von Marvel Studios, “Captain America: Brave New World”, wirft uns in eine Welt, die eher einem alten Fernseh-Western gleicht als einem glanzvollen Blockbuster. Jene hölzernen Kulissen vergangener TV-Tage scheinen wiederaufzuleben, doch diesmal nicht zur nostalgischen Freude. Bereits eine frühe Szene zeigt Harrison Ford als Thaddeus “Thunderbolt” Ross, der, in einem friedhofserstellernden Umfeld agierend, ein narrative Zeitfenster zu schaffen sucht, das die Beweggründe seines Charakters offenlegen soll. Der Friedhof jedoch, den man zu sehen hofft, entfaltet sich in keinem tatsächlichen Grabe, sondern auf einer Studiobühne, beleuchtet von einem digitalen Anstrich, der an Requisite erinnert. Der Himmel überragt Ford mit einer unnatürlich schimmernden Aura, ungeschickt in den Bildrahmen montiert.
Ästhetik oder Dilettantismus?
Dieses visuellen Manko ist kein einmaliges Versehen. Der gesamte Film ist von einer Art von Alltäglichkeit, wie man sie von einem Unterhaltungsformat erwartet, welches mehr auf Quantität als auf Qualität setzt. Die Effekte wirken oft schwerfällig und unausgereift, während Fahrten durch die Landschaft mehr an virtuelle Golfkurse als an eine grandiose Kulisse erinnern. Man erinnert sich an frühere Marvel-Filme, deren visuelles Format etablierte Standards definierte—doch “Brave New World” wirkt wie ein episodisches Experiment. Es ist als ob ein episches Abenteuer auf kleinstem Raum inszeniert wurde, in einem einzigen riesigen Lagerhaus, das die Illusion verschiedener Schauplätze zu schaffen trachtet.
Ein cineastischer Rückgriff
Vielleicht ist diese filmische Schwere zu erwarten, bedenkt man die Herkunft des Erzählstrangs vom Disney+-Serienformat. Bereits bestehend in der TV-Saga, die in Sam Wilson, verkörpert von Anthony Mackie, als neuen Captain America kulminiert. Doch jene, die den Hughflünen der Erzählung folgen wollen, müssen sich innerhalb anderer Marvel-Welten zurechtfinden. Die narrative Konstruktion koppelt sich um Ereignisse, die aus weniger gefeierten Produktionen etwa wie “The Incredible Hulk” von 2008 stammen, welche Thaddeus Ross und einige Nebenfiguren lancierten. Sam Wilson, in der Rolle eines Erbes von Superhelden-Vormundschaften, ringt mit der Legende seines Vorgängers, Steve Rogers.
Brave New World präsentiert sich als mühselige Konstruktion, die von Wiederholungsaufnahmen und mehrfach verfassten Drehbüchern überzuckert wird. Leider wurden währenddessen zu viele Nebencharaktere hervorgebracht, deren Einfluss auf das Gesamtkonzept marginal bleibt. Neue Gesichter wie der israelische Agent Sabra, verkörpert von Shira Haas, bringen nur wenig Substanz.
Abschließend ist zu sagen: Anthony Mackie’s Darstellung strauchelt unter der erdrückenden Präsenz von Harrison Ford, der vermutlich wegen seiner Bekanntheit gewählt wurde. Seine Darstellung eines kriegshungrigen Generals, der zum Präsidenten gewählt wird, ist tragisch unterhaltsam. Doch die realen Bedenken und Versuche, mit seiner Tochter (erinnert durch Liv Tyler) eine Verbindung wiederherzustellen, verkommen in der mattglänzenden Oberfläche der digitalen Inszenierung. All das könnte Teil eines intensiveren Erzählbogens sein, wäre der filmische Rahmen nicht der eines dysfunktionalen Spektakels.