- Parasite gewann den Oscar für den besten Film und thematisiert soziale Spannungen. Quentin Tarantino nannte 2019 das “letzte verdammte Jahr für das Kino”. Parasite wirft moralische Fragen auf und hinterfragt soziale Hierarchien. Bong Joon-ho verpackt gesellschaftliche Themen geschickt in Genrefilmen. Parasite bleibt ein zeitloses Werk, das zum Nachdenken anregt.
Schon fünf Jahre sind vergangen, seitdem der Film Parasite die Filmwelt auf den Kopf stellte. Diese Zeitspanne mag kurz erscheinen für ein Jubiläums-Revival auf der großen Leinwand, doch die vergangenen fünf Jahre waren alles andere als gewöhnlich. Wie hat sich die Welt doch verändert seit 2019, ein Jahr, das Quentin Tarantino als das “letzte verdammte Jahr für das Kino” bezeichnete. Damals feierte auch sein eigener Film Once Upon a Time… in Hollywood Premiere, kurz bevor Parasite ein weltweites Phänomen wurde und schließlich den Oscar für den besten Film gewann. Das alles geschah noch vor der Pandemie, die Kinos weltweit zur Schließung zwang und den Unterhaltungssektor grundlegend veränderte.
Beim Anblick des Films heute, sei es auf der großen Leinwand oder bequem von zu Hause aus, wird deutlich, dass sich in den letzten fünf Jahren nicht alles verändert hat. Oder haben sich vielleicht die Spannungen und Ressentiments, die Parasite thematisiert, vollends in der Gesellschaft manifestiert? Wie Mr. Kim, verkörpert von Song Kang-ho, sind viele Menschen heute frustriert. Seine schockierende Tat erscheint angesichts aktueller Vorfälle, die die Medienlandschaft erschüttert haben, kaum weniger dramatisch. In einer Welt, in der das Verstehen von Motiven oft in den Hintergrund zu treten scheint, reflektiert der Film die brodelnden Spannungen der modernen Gesellschaft.
Parasite und die gesellschaftlichen Schichten
Parasite, ein gefeierter südkoreanischer Film, ist weit mehr als nur eine simple Geschichte über Klassenkonflikte. Unter der Regie von Bong Joon-ho zeigt der Film eine raffinierte Narration über die Dynamik zwischen der armen Familie Kim und der reichen Familie Park. Die Frage, wer eigentlich die “Parasiten” in dieser Geschichte sind, lädt zum Nachdenken ein. Die immense weltweite Resonanz könnte sowohl eine universelle Frustration widerspiegeln als auch die verschiedenen Interpretationen, die die Menschen in dieser Meister-Diener-Beziehung sehen. Für einen Bafta und einen Oscar für den besten Film sind mehr als nur oberflächliche Eindrücke nötig; der Film spricht komplexe moralische und soziale Fragen an. Parasite fordert den Zuschauer auf, seine eigenen Vorurteile zu hinterfragen, ohne einfache Antworten zu bieten. Die Familiendynamik der Parks wird dabei ebenso wenig idealisiert wie die der Kims verteufelt.
Die Kims handeln nicht aus reiner Boshaftigkeit, sondern aus der Not heraus, während die Parks in ihrer Gleichgültigkeit die grausame Realität verdeutlichen, in der Reichtum oft über Menschenleben hinweg entschieden wird. Sie sind keine bösartigen Karikaturen, sondern Menschen, die unwissentlich Teil eines schädlichen Systems geworden sind. Ihre Besessenheit mit Düften ist nur eine weitere Facette ihrer distanzierten, alltäglichen Grausamkeit. Parasite bietet keine einfachen Lösungen oder Charakteranalysen, sondern wirft einen klaren Blick auf die Ungerechtigkeiten der Gesellschaft.
Der subversive Film und seine Themen
Bong Joon-ho ist bekannt dafür, gesellschaftliche Themen in Genrefilmen zu verpacken. Auch bei Parasite gelingt ihm dies auf brillante Weise. Die soziale Hierarchie wird infrage gestellt und in einem faszinierenden, teils komischen, teils beklemmenden Drama verhandelt. Der Film spielt mit den Strukturen der Gesellschaft und zeigt, dass Privilegien oft auf Kosten anderer errichtet wurden. Mit einem meisterhaften Mix aus Spannung, Satire und Thriller-Elementen bleibt Parasite ein ebenso packender wie verstörender Film.
Der Film geht der Frage nach, was es bedeutet, in einem kapitalistisch geprägten System zu bestehen, und zeigt, dass Wohlstand oft materieller ist als moralischer Natur. So wird die hierarchische Struktur vertikal dargestellt: Die Welt der Reichen liegt buchstäblich über der der Armen. Trotz seiner ernsten Themen bleibt Parasite äußerst unterhaltsam und beweist, dass tiefgründige soziale Kommentare auch in populären Filmformaten erfolgreich vermittelt werden können.
Abschließend bleibt die Frage, ob Parasite in fünf Jahren möglicherweise schon eine Nuance zu subtil wirken könnte, in einer Welt, in der soziale Ungleichheit und Klassenkonflikte immer offensichtlicher werden. Der Film fordert uns auf, hinter die Fassade von Wohlstand und Macht zu blicken und zu erkennen, dass wahre Menschlichkeit untrennbar mit Gerechtigkeit verbunden ist. Parasite bleibt damit nicht nur ein sehenswerter Film, sondern ein zeitloses Werk, das zum Nachdenken und Diskutieren anregt.