- Stefan Falke nutzt einen Handspiegel, um gleichzeitig Ansichten vor und hinter der Kamera in einem flachen Bild festzuhalten. Die Serie „Reflecting New York“ verbindet beide Sichtachsen präzise und hebt Falkes Hand als Teil der Bildgeschichte hervor. Falkes Methode nutzt intensiv das Licht der Mittagssonne für klare und scharfe Bilder. Die Spontaneität von Falkes künstlerischen Erkundungen resultiert in unvorhergesehenen, authentischen Szenarien. Der Einsatz von Spiegel und Kamera erzeugt visuell eindrucksvolle Effekte, die das Gewohnte in neuem Licht erscheinen lassen.
Stellen Sie sich eine fotografische Technik vor, die es ermöglicht, das, was sowohl vor als auch hinter Ihnen liegt, gleichzeitig im exakt selben Rahmen festzuhalten. Stefan Falke, ein innovativer Künstler, hat genau das erreicht. Ohne auf das herkömmliche, verzerrte 360-Grad-Panorama zurückzugreifen, bietet er eine flache Perspektive, die unerwartete Einblicke gewährt. Der Ursprung seines Projekts liegt in einem visuellen Experiment, das seinen Lauf nahm, als Falke eines Tages im Jahr 2023 einen bescheidenen Handspiegel für zehn Dollar erwarb. Ohne präzisen Plan marschierte er zum Empire State Building und platzierte den Spiegel in der Mitte des Objektivs. Das Resultat? Der Spiegel reflektierte die Hudson Yards.
Innovation mit Spiegeln
So entstand die Serie „Reflecting New York“, die beide Sichtachsen—vor dem Fotografen sowie hinter ihm—präzise vereint. Mit kleiner Justierung gelingt es Falke, die Fassaden der Gebäuden, das Grün der Bäume und die Weitläufigkeit der Brücken harmonisch darzustellen. „Ich erkannte, dass der Spiegel ein Akteur im Bild war, nicht nur sein Spiegelbild“, reflektiert Falke. Überraschenderweise wurde seine eigene Hand, die er anfangs zu vermeiden suchte, ein zentraler Bestandteil der Serie: „Meine Hand und der Spiegel, sie erzählen die Geschichte.“ Falkes Methode gewann an Tiefe durch die starke Mittagssonne—der sogenannten „Kodak-Lichtstimmung“—, die weniger Fotokünstler wagen würden zu nutzen. Eine enge Blendenöffnung maximiert die Schärfe, während eine schnelle Belichtungszeit nötig ist, um die ständig in Bewegung befindliche Reflexion einzufangen.
Erkundung unbekannter Orte
Falkes künstlerische Abstecher sind spontan. Ohne genaue Planung oder Berücksichtigung der Sonnenposition zieht er umher, um unvorhergesehene Szenarien in seinem Werk zu verewigen. Diese Spontaneität spiegelt sich in jedem Bild wider, das nicht inszeniert, sondern entdeckt wird. Ein persönlicher Favorit von Falke ist das Bild des Luna Parks auf Coney Island. Der ikonische Cyclone, der als Reflexion im Spiegel erscheint, ergänzt sich mit der realen Szenerie in perfekter Komposition und Farbgebung. „Es hat die perfekte Anordnung, Atmosphäre und Energie“, beschreibt Falke zufrieden.
Die unkonventionellen visuellen Ergebnisse entstehen aus der scheinbar simplen Verbindung eines Handspiegels und einer Kamera und haben doch einen bewegenden Effekt, der das Vertraute in ein neues Licht rückt.