- Die HBO-Serie “Watchmen” setzt 34 Jahre nach dem Original fort und behandelt Amerikas chronische Probleme mit Rassismus und weißer Vorherrschaft. In Tulsa, Oklahoma, kämpft die Polizistin Angela Abar als Sister Night gegen die maskierten weißen Suprematisten der Seventh Kavalry. Bekannte Charaktere wie Adrian Veidt und Doctor Manhattan kehren zurück und die Serie stellt mächtige Institutionen kritisch infrage. “Watchmen” untersucht systemischen Rassismus in den USA und thematisiert die Ausgrenzung von People of Color im Superheldengenre. Die Serie hinterlässt eine offene Frage zur Veränderbarkeit bestehender Machtstrukturen.
Iconische Werke der Superheldenliteratur fortzusetzen, erfordert Mut. Besonders dann, wenn man sich an die düsteren Ecken der Vergangenheit dieser Geschichten wagt. Doch mit der HBO-Serie “Watchmen” hat Damon Lindelof genau das gewagt. Diese Serie setzt 34 Jahre nach dem Original von Alan Moore, Dave Gibbons und John Higgins an und tauscht das Kalte-Kriegs-Setting gegen Amerikas chronische Probleme mit Rassismus und weißer Vorherrschaft. Indem die Serie einen unerschrockenen Blick auf diese Thematik wirft, kritisiert sie auch die Geschichte des Superhelden-Genres an sich.
Ein Watchmen für eine neue Ära
In Tulsa, Oklahoma, finden wieder angespannte Zeiten statt. Weiße Suprematisten der Gruppe Seventh Kavalry, die maskiert in Rorschach-Stil auftreten, bedrohen die Region. Die Polizei von Tulsa trägt daher ebenfalls Masken, um ihre Identität zu schützen. Im Mittelpunkt steht Angela Abar, verkörpert von Regina King. Sie ist eine Polizistin, die als unnachgiebige Vigilantin namens Sister Night agiert. Im Verlauf ihrer Ermittlungen gegen die Seventh Kavalry stößt Angela auf Korruption in den eigenen Reihen und enthüllt Details über die unbekannte Heldengeschichte ihrer Vorfahren.
Bekannte Charaktere wie Adrian Veidt, Laurie Blake und Doctor Manhattan tauchen ebenfalls wieder auf, doch die Serie behandelt sie mit dem gleichen scharfen Ton wie das Originalwerk von Moore. Dieser verachtende Blick auf faschistoide Machtphantasien zieht sich durch die Serie und stellt mächtige Institutionen, sei es Polizei oder milliardenschwere Unternehmen, infrage. Die Serie zeigt unnachgiebig, wie leicht korrumpierbar Machtstrukturen sein können.
Ein frischer Blick auf ein heikles Thema
Über neun Episoden hinweg untersucht “Watchmen” systemischen Rassismus, der die USA seit Jahrhunderten plagt. Bereits die Eröffnung, die das Massaker von Black Wall Street 1921 darstellt, ist eindringlich. Besonders in Episode sechs wird die tragische Geschichte des Hooded Justice stilistisch nacherzählt. Dies erlaubt es der Serie, nicht nur historische Ungerechtigkeiten, sondern auch die problematische Ausgrenzung von People of Color im Superheldengenre zu beleuchten. Angela Abars Verbindung zu Hooded Justice und Doctor Manhattan dient dazu, genau diesen Mangel an Diversität und Machtverteilung zu thematisieren.
HBOs “Watchmen” ist eine Ausnahme in der Superheldenlandschaft. Es scheut nicht davor, bestehende Strukturen anzugreifen und klassische Narrative neu zu interpretieren. Die Serie endet nicht in einem nihilistischen Pessimismus, sondern hinterlässt eine offene Frage: Können bestehende Machtstrukturen nicht nur hinterfragt, sondern auch verändert werden? In der modernen Medienlandschaft bleibt “Watchmen” ein gewagtes Werk, das nicht nur mit den Standards seiner Vorlage mithalten kann, sondern deren einzigartigen Geist weiterträgt.