- Die Digitalisierung trägt derzeit 5,7 Prozent zum CO2-Fußabdruck in Deutschland bei. Das Internet wäre als eigenständiges Land der sechstgrößte Verursacher von CO2-Emissionen weltweit. Informations- und Kommunikationstechnologien verursachen vier Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Technik wie E-Book-Reader und Smart Grids bietet Potenzial zur CO2-Reduktion. Der Rebound-Effekt kann jedoch durch höhere Nutzung den Energieverbrauch steigern.
In der gegenwärtigen Ära der Megatrends erleben wir sowohl den Übergang zu einer klimaverträglichen und nachhaltigen Gesellschaft als auch die fortschreitende Digitalisierung. Doch wie interagieren diese beiden vorherrschenden Entwicklungen tatsächlich miteinander? Unterstützt die Digitalisierung die Umwelt oder wirkt sie ihr entgegen? Diese komplexen Fragen sind nicht einfach zu klären, da die Umweltbilanz der Digitalisierung stark von spezifischen Aspekten abhängt, insbesondere bei der Herstellung und Nutzung digitaler Geräte und Infrastrukturen.
Digitalisierung und Umwelteinfluss
Aktuelle Studien werfen ein Schlaglicht auf die Umweltfolgen der Digitalisierung. Ein allgegenwärtiges Produkt dieser Digitalisierung ist das Internet mit seinen unzähligen vernetzten Computern. Torsten Beyer, ein Kenner nachhaltiger Internetpraktiken, verdeutlicht, dass das Internet, wäre es ein Land, im Jahr 2020 auf Rang sechs der größten Verursacher von CO2-Emissionen gestanden hätte. Mit dem Aufkommen künstlicher Intelligenz, wie z. B. Chatbots, könnte das Internet in den kommenden Jahren sogar Richtung Rang drei aufsteigen, gleich hinter China und den USA, da KI enorme Mengen an Speicher und Energie verlangt. Laut einer Analyse des Umweltbundesamts beträgt der Anteil der Digitalisierung am CO2-Fußabdruck in Deutschland 5,7 Prozent. Ist die Digitalisierung demnach ein Umweltschädling oder beschleunigt sie gar den Klimawandel?
Effizienz versus Emissionen
Jan Stede von Technopolis Deutschland und Christian Lautermann vom IÖW in Berlin untersuchten diese Fragestellung detailliert. Ihre Teams analysierten über 200 Studien, die sich mit dem Ressourcen- und Energieverbrauch verschiedener digitaler Systeme auseinandersetzten, und entwickelten darauf basierend Modelle zur Quantifizierung. Die Erhebung ergab, dass die Informations- und Kommunikationstechnologie vier Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verursacht. Zugleich jedoch steigert sie in der Wirtschaft Effizienz oder birgt zumindest das Potenzial dazu.
„Es bleibt eine Herausforderung, die Umweltwirkung eines digitalen Systems eindeutig zu beurteilen“, führt Lautermann aus. Die Ökobilanz eines Geräts variiert stark je nach Herstellungsprozess, Transport und der Rolle erneuerbarer Energien im Strommix. Direkte Umwelteffekte beziehen sich auf den Ressourcen- und Energieverbrauch für die Herstellung, Nutzung und den Entsorgungsprozess. Diese Bilanz fällt häufig negativ aus. Bei den indirekten Effekten spielt es eine entscheidende Rolle, inwieweit ein Gerät Effizienzsteigerungen ermöglicht oder ersetzt.
Technologie mit Potenzial
Lautermann bringt das Beispiel des E-Book-Readers ins Spiel: Ein ausdauernd genutztes Lesegerät kann hunderte, potenziell tausende, physische Bücher ersetzen – was nicht nur Bäume schont, sondern auch CO2-Emissionen reduziert. Auch die Gebäudeautomation, sowie intelligente Stromnetze (Smart Grids), die Elektroauto-Ladestellen und Energiespeicher inkludieren, tragen zur Energieeinsparung und CO2-Minderung bei.
Allerdings gibt es auch negative indirekte Effekte. Beispielsweise kann die eingesparte Energie in einem smarten Zuhause dazu verleiten, die Zahl der Elektronikgeräte zu erhöhen, was letztlich den Ressourcen- und Energieverbrauch steigen lässt – ein Phänomen, das als Rebound-Effekt bekannt ist. Ähnliches zeigt sich in der Industrie: Effizienzsteigerungen in der Produktion können zu gesteigerten Produktionsvolumina führen. Zudem führt die zunehmende Möglichkeiten der Internetdienste, wie beim Videostreaming, trotz technischer Fortschritte zu einem insgesamt höheren Energieverbrauch.