- John Graham-Cumming ist der technische Leiter von Cloudflare und engagiert sich für historische technologische Geschichten. Tim Jenkin war ein technikaffiner Anti-Apartheid-Aktivist, der dem verbotenen African National Congress half. Jenkin entwickelte ein sicheres kryptographisches System, basierend auf dem Prinzip der Einmalschlüssel, für den ANC. Graham-Cumming half Jenkin, sein verschlüsseltes Werk später zu entschlüsseln und machte es öffentlich zugänglich. Jenkins technologisches Erbe fand Jahrzehnte später Anerkennung auf Plattformen wie GitHub.
John Graham-Cumming, dessen außerordentlich seltene Direktnachrichten stets hohe Aufmerksamkeit erregen, ist bekannt für seine Rolle als technischer Leiter des Sicherheitsgiganten Cloudflare. Daneben widmet er sich als technikbegeisterter Historiker leidenschaftlich der Aufdeckung unkonventioneller technologischer Geschichten. Besonders berühmt wurde er durch seine Kampagne zur späten Rehabilitation Alan Turings durch die britische Regierung. Bei seinem jüngsten Anliegen hatte er eine Geschichte parat, die neugierig macht. Tim Jenkin, einstiger Anti-Apartheid-Aktivist, steht im Mittelpunkt des Geschehens. Jenkin, der ursprünglich als “gewöhnlicher rassistischer Weißer Südafrikaner” aufwuchs, erkannte bei Reisen ins Ausland schonungslos die Unterdrückung in seinem Heimatland, was ihn 1974 dazu brachte, dem verbotenen African National Congress Hilfe anzubieten.
Der Weg zur Freiheit
Jenkin entpuppte sich als findiger Techniker und setzte seine Fähigkeiten ein, um mit simplen Geräten Flugblätter gegen die Regierung zu verbreiten. 1978 fiel er jedoch der Justiz zum Opfer und wurde für zwölf Jahre inhaftiert. Seine handwerkliche Begabung half ihm, Schlüsselattrappen zu fertigen und so die Flucht aus dem Gefängnis zu wagen. In London angekommen, stellte er sich der Herausforderung, die exilierte ANC-Führung mit den Aktivisten vor Ort zu vernetzen. Kommunikationssysteme waren nötig, die selbst unter strenger Überwachung der südafrikanischen Behörden sicher funktionierten.
Technologische Kunstgriffe im Widerstand
Jenkins Einsatz in einer kleinen Wohnung im Londoner Stadtteil Islington – ironisch “GCHQ” genannt – führte zu einer bedeutenden technologischen Innovation. Er programmierte mit alten Computern ein kryptographisches System, das auf dem Prinzip der Einmalschlüssel basierte. Dies erlaubte den verschlüsselten Versand von Botschaften. Doch die Herausforderung lag in der Beschaffung der nötigen Technik, die mit der Unterstützung einer niederländischen Stewardess, ohne ihr Wissen, gemeistert wurde. Operation Vula, so der Codename, ermöglichte es dem ANC, die Führung zurück nach Südafrika zu holen und direkten Kontakt zu Nelson Mandela aufzunehmen, bevor dieser schließlich Präsident wurde.
Hinterland der Systemarchitektur
Die spannende Erzählung um das zu jener Zeit als äußerst sicher geltende kryptographische System endete nicht in den 80ern. Graham-Cummings Neugier führte ihn zu einem verzweifelten Jenkin, der nach seiner Rückkehr nach Südafrika die Passwörter zu seinen verschlüsselten Files vergessen hatte. Dabei half Graham-Cumming durch kreative Dekryptierungsansätze, die überlieferte Technologie wieder ans Licht zu bringen. Jenkin war von der professionellen Analyse seines basteltechnischen Œuvres beeindruckt, welches nun, Jahrzehnte später, auf GitHub für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die robusten und innovativen Verschlüsselungsansätze seines Systems erhielten dadurch endlich Anerkennung.