- Thomson Reuters gewann einen bedeutenden Urheberrechtsstreit gegen das KI-Unternehmen Ross Intelligence in den USA. Das Gericht entschied zugunsten von Thomson Reuters und verwarf alle Verteidigungen von Ross, einschließlich der fairen Gebrauch-Argumente. Richter Stephanos Bibas stellte fest, dass die Verteidigungsstrategien von Ross nicht überzeugend waren und das Urheberrecht verletzt wurde. Diese Entscheidung könnte weitreichende Auswirkungen auf die KI-Industrie haben, insbesondere auf die Methoden zur Nutzung urheberrechtlich geschützter Materialien. Der Fall zeigt die Herausforderungen für KI-Unternehmen, die auf das Prinzip des fairen Gebrauchs setzen.
Thomson Reuters hat in den Vereinigten Staaten einen bedeutenden Rechtsstreit im Bereich des Urheberrechts gegen ein KI-Unternehmen gewonnen. Im Jahr 2020 verklagte der Medien- und Technologiekonzern das KI-Start-up Ross Intelligence. Der Vorwurf: Ross Intelligence habe Materialien der juristischen Forschungsplattform Westlaw von Thomson Reuters unrechtmäßig reproduziert. Ein Gericht entschied nun zugunsten von Thomson Reuters und bescheinigte dem Unternehmen, dass sein Urheberrecht durch die Handlungen von Ross Intelligence verletzt wurde. Richter Stephanos Bibas vom US-Bezirksgericht Delaware wies alle möglichen Verteidigungen von Ross zurück.
Richterliche Beurteilung von Fair Use
In seiner Entscheidung betonte Bibas, dass keine der von Ross angeführten Verteidigungsstrategien überzeugend sei. Die generative KI-Revolution hat eine Welle von Diskussionen über die Nutzung von urheberrechtlich geschütztem Material für KI-Schulungen ausgelöst, darunter auch Bücher und andere Medien. Derzeit laufen zahlreiche Klagen in den USA und international, unter anderem in China, Kanada und Großbritannien. Besonders hervorzuheben ist, dass Richter Bibas auch die Frage des fairen Gebrauchs, bekannt als “Fair Use”, zugunsten von Thomson Reuters entschied. Das Prinzip des fairen Gebrauchs erlaubt unter bestimmten Bedingungen die Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke ohne Genehmigung. Dabei wird geprüft, ob der Gebrauch kommerziell ist, um wie viel Material es sich handelt, und ob der Marktwert des Originals geschmälert wird.
Auswirkungen auf die KI-Industrie
Ross Intelligence musste bereits 2021 aufgrund der entstehenden juristischen Kosten den Betrieb einstellen. Große KI-Anbieter wie OpenAI und Google sind hingegen in der Lage, längere Rechtsstreitigkeiten finanziell durchzustehen. Der Rechtsprofessor James Grimmelmann von der Cornell University warnt, dass diese Entscheidung eine ernsthafte Herausforderung für die Argumentationen der KI-Unternehmen darstellt, die auf den fairen Gebrauch setzen. Chris Mammen, ein Fachanwalt für geistiges Eigentum, sieht ebenfalls zusätzliche Komplikationen für diese Verteidigungsstrategie. Diese Gerichtsentscheidung könnte dazu führen, dass viele generative KI-Firmen ihre Methoden zur Nutzung urheberrechtlich geschützter Materialien überdenken müssen. Die Auswirkungen des Urteils könnten weitreichend sein und die Dynamiken in der technologischen Entwicklung von KI beeinflussen.