- Der 2-Millionen-Dollar-Vertrag zwischen ICE und Paragon Solutions wurde gestoppt und unterliegt einer Compliance-Prüfung. Der Vertragstest ist eine erste Bewährungsprobe für die Biden-Administration, die die Nutzung von Spyware durch staatliche Behörden einschränken möchte. Der Vertragsinhalt ist nicht vollständig bekannt, jedoch ist das Flaggschiff-Produkt Graphite möglicherweise enthalten. Die internationale Gemeinschaft beobachtet den Fall genau, da er Auswirkungen auf das Vertrauen in die US-Regierung und deren Spyware-Regulierung hat. Bürgerrechtsgruppen äußerten Besorgnis über den Zugang von ICE zu kommerzieller Spyware und die zögerliche Regulierung durch die Regierung.
Ein unlängst geschlossener Vertrag über 2 Millionen US-Dollar zwischen der US-Immigrations- und Zollbehörde (ICE) und dem israelischen Anbieter kommerzieller Spionagesoftware, Paragon Solutions, wurde vorerst gestoppt und unterliegt nun einer Compliance-Prüfung. Diese Maßnahme stellt die erste Bewährungsprobe des Erlasses der Biden-Administration dar, welcher die Verwendung von Spionagesoftware durch staatliche Behörden einschränken soll. Der Vertrag, unterzeichnet am 27. September, wurde wenige Tage zuvor von Paragons US-Tochter in Virginia und ICEs Division 3 der Homeland Security Investigations abgeschlossen. Am 8. Oktober ordnete ICE an, die Arbeiten auszusetzen, um die Konformität mit dem Executive Order 14093 zu prüfen, wie ein Sprecher des Department of Homeland Security mitteilte. Diese Verordnung, die im März 2023 von Präsident Joe Biden unterzeichnet wurde, zielt darauf ab, die Verwendung kommerzieller Spyware-Technologie durch die US-Regierung einzuschränken, während zugleich ein verantwortungsvoller Einsatz gefördert werden soll, der im Einklang mit dem Schutz der Menschenrechte steht.
Detaillierte Inspektion des Vertrags
Der Inhalt des Vertrages sei nicht genau spezifiziert, doch er solle eine vollständig konfigurierte, proprietäre Lösung inklusive Lizenz, Hardware, Garantie, Wartung und Schulung beinhalten. Ob Paragons Flaggschiff-Produkt, Graphite, ebenfalls Teil des Vertrages ist, blieb unbestätigt. Graphite ist bekannt dafür, Daten insbesondere aus Cloud-Backups zu extrahieren. Ein hochrangiger US-Verwaltungsbeamter gab an, dass sofortige Gespräche mit der Führung des DHS aufgenommen wurden, um die Details des Vertrages und seine Übereinstimmung mit den vorgeschriebenen Verfahren zu klären. Die Identität des Beamten wurde auf Wunsch anonym gehalten, da er offen über das Vertragsprüfungssystem sprechen wollte. Paragon Solutions reagierte nicht auf Anfragen bezüglich des Überprüfungsprozesses.
Einfluss auf die internationale Gemeinschaft
Diese Überprüfung hat weitreichende Bedeutung: Internationales Vertrauen in die Durchsetzung des Erlasses durch die USA wird davon abhängen, wie ernsthaft die Regierung diesen Fall behandelt. Die Existenz dieses Vertrages weckte Besorgnis unter Bürgerrechtsgruppen, insbesondere da die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch erklärte, der Zugang von ICE zu solcher Spyware verschärfe problematische Praktiken der Behörde. Sie kritisierte zudem die zögerliche Herangehensweise der Biden-Administration in Sachen Spyware-Regulierung. Der vorliegende Fall zeugt von den Gefahren kommerzieller Spyware, welche nicht allein von autokratischen Regimen, sondern ebenso in Demokratien Unheil anrichten könne.
Der internationale Kreuzzug gegen den Missbrauch kommerzieller Spyware zeigt Fortschritte. Während der 57. Sitzung des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen wurde kürzlich eine Sprache verabschiedet, die das Bedrohungspotenzial dieser Technologien für demokratische Werte und Menschenrechte anerkennt. Trotz der Führungsposition der USA bei der Bekämpfung von Spyware ist die Europäische Union in dieser Angelegenheit zurückhaltender. Nur elf der 27 EU-Mitgliedstaaten haben sich einer von den USA initiierten gemeinsamen Erklärung zur Eindämmung kommerzieller Spyware angeschlossen. Die jüngst von der Europäischen Kommission veröffentlichten Richtlinien zum Export von Überwachungssoftware sind ein Schritt nach vorn, doch bleibt abzuwarten, ob politische Maßnahmen folgen, die den Missbrauch konsequent adressieren.